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Für die Bundesliga in der „Bubble“
Foto: Hanauer Anzeiger / © Scheiber
Pressebericht
Montag, 07.09.2020 - 29923 Klicks
Für die Bundesliga in der „Bubble“
A-Jugend-Handballer der HSG Hanau begeben sich in freiwillige Quarantäne
Die A-Jugendlichen der HSG Hanau bestreiten am kommenden Wochenende ihre Qualifikationsspiele zur Handball-Bundesliga. Wegen der angestiegenen Corona-Fallzahlen in Hanau hat sich das Team seit Freitag in Quarantäne zurückgezogen. Sie bleiben nun zehn Tage in der „Bubble“ – abgeschottet von der Außenwelt.

Im Video: So lebt der A-Jugend in Quarantäne im Hotel Birkenhof


von ROBERT GIESE

Sportschuhe quietschen auf dem Hallenboden, Bälle fliegen Richtung Tor. Spieler sprinten, Schweiß rinnt. Keine Absperrungen. Auf einen ersten, flüchtigen Blick deutet nichts darauf hin, dass die A-Jugend der HSG Hanau gerade unter ganz besonderen Bedingungen nicht nur Sport treibt, sondern lebt, denn die Grenze zwischen den Hanauer Handballtalenten und ihrer Umwelt ist unsichtbar: Um ihr großes Ziel, die erneute Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga, zu erreichen, hat sich die Mannschaft in Quarantäne – die sogenannte „Bubble“ begeben.

Über eine Woche schotten sich die 18 Spieler sowie Trainer Hannes Geist und Betreuer Thomas Gerst völlig von der Außenwelt ab. Bis zu den beiden entscheidenden Spielen um die Qualifikation zur A-Jugend-Bundesliga am 11. und 13. September wohnen die Handballer isoliert auf einem eigenen Flur im Steinheimer Hotel Birkenhof und verlassen diesen nur zu den Trainingseinheiten, zu denen sie mit Kleinbussen gefahren werden.

Ein immenser Aufwand, doch der Verein setzt alles daran, sich erneut für die A-Jugend-Bundesliga zu qualifizieren, in der die Hanauer seit deren Gründung stets vertreten waren. „Das ist das Fundament unseres Vereins“, unterstreicht Geist, schließlich soll die Talentschmiede weiterhin regelmäßig Spieler hervorbringen, die ins Oberliga- oder Drittliga-Team der Brüder-Grimm-Städter integriert werden können.

Dieses Ziel stand unlängst auf der Kippe, denn wegen der gestiegenen Anzahl von Corona-Fällen in Hanau und im Landkreis hatten zuletzt für den Sport wieder verschärfte Auflagen gegolten: Der Trainingsbetrieb war nur eingeschränkt möglich, Wettkampfsport überhaupt nicht, zur Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga hätten die Hanauer dadurch gar nicht erst antreten können und wären somit nicht in der obersten deutschen Spielklasse im Jugendbereich vertreten gewesen.

Das Leben auf den Kopf gestellt

Um dieses Horrorszenario noch abzuwenden, setzten Geist und seine Mitstreiter alle Hebel in Bewegung und stellten in kurzer Zeit ein Konzept auf die Beine, das der Mannschaft einerseits die Teilnahme an den beiden entscheidenden Spielen und andererseits eine vernünftige Vorbereitung darauf erlaubte – und zwar unabhängig davon, ob die Maßnahmen in dieser Woche gelockert werden oder nicht. Nach einem Corona-Test am Freitagabend begaben sich Geist und Co. in Quarantäne, seitdem sind die 20 Handballer in der „Bubble“ – und zwar bis zum Schlusspfiff des Qualifikations-Rückspiels am kommenden Sonntagabend.

Für die Spieler wird in diesen Tagen ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt: Statt im gewohnten Umfeld zu leben, zur Schule zu gehen und sich mit Freunden zu treffen, wohnen die Handballer in Zweibettzimmern im Hotel Birkenhof, sehen ihre Teamkollegen sowie Geist und Gerst praktisch rund um die Uhr, sonst aber niemanden persönlich.

„Wir sind völlig abgeschottet“, beschreibt Teamkapitän Nils Schröder die Situation, der Bewegungsspielraum der Spieler ist auf die Hallen, ihren Bereich im Hotel samt Konferenzraum und Hotelgarten eingeschränkt. Mit dieser ungewöhnlichen Situation, die ein bisschen einem Trainingslager ähnelt, kommen die Jugendlichen noch gut zurecht: „Bisher gab es noch keinen Lagerkoller, aber es sind ja auch erst zwei Tage“, meint Schröder und lacht, bevor er ergänzt, „dass wir uns in der Mannschaft aber auch abseits des Feldes sehr gut verstehen und zum Beispiel auch schon zusammen einen Brettspielabend gemacht haben. Außerdem hat jeder die Möglichkeit, sich ein bisschen zurückzuziehen.“

Zwei Trainingseinheiten pro Tag

Trotz des großen sportlichen Ziels kommt bei den Handballern – die meisten von ihnen sind Schüler – aber auch die Schule nicht zu kurz: Lernmaterialien und technisches Equipment haben die Sportler mit ins Hotel genommen, um nicht den Anschluss zu verpassen. „Wir bekommen unser Arbeitsmaterial zugeschickt und sind teilweise auch im Unterricht per Videokonferenz zugeschaltet“, berichtet Schröder vom neuen Alltag in der „Bubble“. Eltern und Freunde derzeit nicht persönlich sehen zu können, sei zwar schade, aber über Telefon und Internet könnten die Handballer dennoch Kontakt zu ihrem Umfeld halten.

An und für sich schwierige Umstände vor zwei derart wichtigen Spielen, aber Schröder und Geist betonen die positiven Seiten dieser Maßnahme: „Wir können jetzt“, so der Trainer mit Blick auf die zwei Trainingseinheiten pro Tag, nachdem zuvor anderthalb Wochen lang nur eingeschränkt Training möglich war, „diesen Rückstand wieder wettmachen und werden top-fit sein.“ Schröder hob hervor, „dass wir aktuell die besten Voraussetzungen haben und durch die Umstände viel fokussierter trainieren können.“

Entsprechend selbstbewusst gehen die Hanauer in die beiden Qualifikationsspiele – das erste findet am Freitagabend in der Main-Kinzig-Halle statt, möglicherweise mit Zuschauern. „Darum kämpfen wir“, so Geist, der auf Unterstützung von den Rängen ungern verzichten will. So oder so sieht er seine Mannschaft im Kampf um den Einzug in die A-Jugend-Bundesliga aber gut aufgestellt: „Im Team ist genug Potenzial vorhanden, der Teamspirit ist überragend und steigert sich gerade noch, deswegen muss uns erst einmal jemand schlagen.“

Dem pflichtet sein Spielführer Nils Schröder bei: „In solchen Spielen steht man selbstverständlich unter Druck, aber wir sind eine starke Truppe und wollen alle, die uns unterstützen, nicht enttäuschen. Wir glauben an uns, und ich denke, dass uns diese Umstände beflügeln werden, denn wir wollen uns unbedingt durchsetzen.“


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Gegen Friesenheim

Die A-Jugend-Handballer der HSG Hanau treffen in den Qualifikationsspielen um einen Platz in der Bundesliga auf die
TSG Friesenheim. Die belegte bei einem Qualiturnier in der Region Rheinland-Pfalz/Saar Platz zwei. Erster wurde die
HG Saarlouis, die damit einen direkten Platz in der Bundesliga in der Tasche hat. Als Dritter ging der TV Hochdorf in
diesem Mini-Turnier leer aus. Jedes Team hatte eine Partie gewonnen, Saarlouis ein Torverhältnis von plus eins,
Friesenheim ein ausgeglichenes und Hochdorf minus eins. tj
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Immenser Aufwand für Qualifikation - Interview mit Trainer Hannes Geist

Bekannt ist eine freiwillige Quarantäne, das vorübergehende Leben in der „Bubble“, vor allem aus dem Profisportbereich, zum Beispiel der nordamerikanischen Basketballliga NBA. Mit der A-Jugend der HSG Hanau hat sich nun eine Mannschaft aus der Region von der Außenwelt abgeschottet, um sich für die AJugend-Bundesliga qualifizieren zu können. Trainer Hannes Geist spricht über die Vorbereitungen und Kosten dieser ungewöhnlichen Maßnahme – und den Alltag, den die Handballer in dieser Woche erwartet.

Herr Geist, Sie befinden sich mit der gesamten AJugend-Mannschaft für zehn Tage in Quarantäne. Was für ein Aufwand war nötig, um das alles auf die Beine zu stellen?
Wir mussten unsere Pläne mit den verschiedensten Stellen abklären, allen voran mit Landrat Thorsten Stolz und der Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler, zudem mit den Eltern aller Spieler sprechen, die uns sehr unterstützt haben, mit den knapp ein Dutzend Schulleitern unserer Spieler über die Unterrichtsbefreiungen reden und auch hier im Hotel alles organisieren. Außerdem mussten wir für Minibusse für den Transport sorgen und für zahlreiche weitere Kleinigkeiten, alles in allem ist das also ein enormer Aufwand.

Nicht nur in organisatorischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Wer kommt für diese nicht unerheblichen und ungeplanten Kosten auf?
In erster Linie der Verein, denn wir wollen alles daran setzen, unsere Chance auf ein weiteres Jahr in der A-Jugend-Bundesliga zu nutzen. Insgesamt stammen die Mittel aber aus vielen verschiedenen Quellen: Die Eltern steuern einen Teil bei, daneben gibt es weitere Gönner, Unterstützer und Partner, die uns dabei helfen. Wer uns dabei zusätzlich unter die Arme greifen möchte, kann sich selbstverständlich gerne bei uns melden.

Bei allem Aufwand herrschen Bedingungen wie im Trainingslager. Wie sieht der Tagesablauf der Spieler aus, gibt es immer das gleiche Programm?
Das Programm ist jeden Tag ähnlich: Wir haben vormittags und nachmittags je eine etwa zweistündige Trainingseinheit, zwischendurch essen wir gemeinsam und die Spieler haben Zeit für Schulaufgaben. Abends haben wir noch eine Besprechung, ehe die Jungs Zeit zu ihrer freien Verfügung haben. Wir bleiben dabei auch im Training unter uns und haben keine kurzfristigen Testspiele angesetzt, sondern wollen uns ganz auf uns selbst und unser Ziel konzentrieren, und das ist die erneute Qualifikation für die A-Jugend-Bundesliga.
Quelle: Hanauer Anzeiger vom 07.09.2020
Artikel übernommen von Andreas Kautz am 06.09.2020
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