60 Minuten leidenschaftlicher Handballkampf zwischen zwei Mannschaften, die beide unbedingt gewinnen wollten. Die HSG Hanau hat in der 3. Liga Süd-West am Samstagabend den Tabellenletzten Interaktiv.Handball Düsseldorf-Ratingen mit 29:28 (12:12) bezwungen. Gegen den Aufsteiger aus Nordrhein-Westfalen, für den die Situation im Abstiegskampf immer prekärer wird, mussten Ritter, Rivic &. Co aber einmal mehr in diesen Wochen an ihr Limit gehen. Über die komplette Spielzeit gab die Geist-Sieben alles und belohnte sich mit zwei Punkten.
„Wir gehen alle auf dem Zahnfleisch“, sagte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach dem Abpfiff, der weiterhin im Spiel und Training nicht auf seinen kompletten Kader zurückgreifen kann. „Man darf nicht vergessen, dass vier von den zwölf Spielern, die auf dem Berichtsbogen standen, vorher noch für die 2. Mannschaft gespielt haben. Was die Jungs aber heute auf die Platte brachten und wie sie sich für ihren leidenschaftlichen Kampf belohnen wollten, das ist aller Ehren wert.“
In der Hanauer Main-Kinzig-Halle war Hanau auch am gestrigen Abend erneut nicht mit voller Kapelle in das schwierige Spiel gegen den Tabellenletzten gegangen. Immerhin hatte sich im Vergleich zur Vorwoche das Lazarett etwas verkleinert.
Hanau zeigt gegen engagiert kämpfende Gäste Nervenstärke
Düsseldorf-Ratingen machte auch von Beginn gleich sichtbar, dass die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov in Hanau unbedingt etwas mitnehmen wollte. Das Schlusslicht spielte mutig auf, ging mit 1:0 in Führung und behauptete den Vorsprung bis zum 3:2 in der 5. Minute. Als dann Julian Fulda von der Siebenmeterlinie das 3:3 für die HSG eingeworfen hatte, erspielte sich Hanau in der Folge erstmals deutliche Vorteile.
Gegen die offensive 5:1-Deckung von Interaktiv.Handball ließ HSG-Spielmacher Jan-Eric Ritter sein Team auf zwei Kreisläufer auflösen und bediente danach mustergültig Max Moock, der zum 6:3 (11.) abschloss. Den Vorsprung behauptete Hanau über das 8:6 von Paul Hüttmann und 11:9 (24.) von Fulda. Die Gäste steckten aber nicht auf und hielten dagegen. Mit 12:12 ging es in die Pause.
„Ich habe meinem Team in der Halbzeit gesagt, dass es manchmal dazu gehört, Fehler zu machen. Was wir uns aber auf keinen Fall vorwerfen lassen wollten, war, dass wir nicht kämpfen oder nicht leidenschaftlich spielen“, so Geist, der nach dem Seitenwechsel beobachten konnte, wie seine Mannschaft mit viel Schwung aus der Kabine kam.
Erneut war es der stark aufspielende Max Moock, der vor dem Innenblock zum Wurf hochstieg und den Ball zum 16:13 in die Maschen knallte. Unter dem Druck der Hanauer Offensive unterliefen Düsseldorf-Ratingen nun mehr und mehr Fehler. Maximilian Wasse wurde nach hartem Einsteigen gegen Ritter vom Feld gestellt. In doppelter Überzahl räumten die beiden Youngster Moock und Torben Scholl für David Rivic ab, der unbedrängt vom Kreis zum 17:14 (39.) erfolgreich war.
Zerfahrene Partie wird in zweiter Hälfte zum Härtetest
Diesen Vorsprung gab Hanau nun auch nicht mehr aus der Hand. Einen erneuten 3:0-Lauf schloss Scholl zum 22:16 (43.) ab und zwang Düsseldorf-Ratingen damit zur Auszeit. Als Fulda später das 25:19 beigesteuert hatte, schien Hanau in der 48. Minute bereits auf Kurs für zwei Punkte, doch Düsseldorf-Ratingen mobilisierte mit seinem breiten Kader noch einmal die letzten Kraftreserven, während die Grimmstädter Kondition langsam zu Neige ging.
Bis zum 25:26 (55.) warfen sich die Nordrhein-Westfalen wieder heran, ehe Rivic – mit sieben Toren der Topscrorer seiner Mannschaft – das 27:25 einnetzte und damit auch das Hanauer Publikum spüren ließ, das der lautstarke Blaue Block an diesem Samstagabend einmal mehr mit seinem Support gebraucht wurde.
„Trotz aller Umstände eine grandiose Saison“
Von den eigenen Anhängern gefeiert, gab Hanau in der Abwehr noch einmal alles. Einer, der sich am Samstagabend in jeden Zweikampf geworfen hatte, musste in der 56. Minute das Feld verlassen: Abwehrkante Dziugas Jusys sah nach seiner dritten Zeitstrafe die rote Karte. Doch das Hanauer Team machte jetzt endlich gegen die doppelte Manndeckung der Gäste den Deckel drauf: Dennis Gerst brach durch das Zentrum und markierte mit dem 28:25 die Vorentscheidung, die trotz des späten Anschlusstreffers des Aufsteigers nicht mehr in Gefahr geriet.
„Ich bin überglücklich, dass die Jungs sich in dieser schweren Situation immer reingehängt haben und sich am Ende mit den zwei Punkten belohnen konnten“, meinte Geist, dessen Mannschaft das anstehende spielfreie Wochenende nun gut gelegen kommt, um wieder Kräfte zu sammeln. „Trotz aller Umstände spielen wir eine grandiose Saison und als HSG-Familie können wir stolz auf diese Mannschaft sein.“
Am 18. Mai trifft Hanau auswärts auf die Bergischen Panther. Das letzte Heimspiel der Grimmstädter steigt am 25. Mai, wenn der TuS 04 KL-Dansenberg in der Main-Kinzig-Halle zu Gast ist.
Aufstellung HSG Hanau: Müller, Adanir; Ritter (1), Jusys (1), Gerst (2), Scholl (3), Schröder, Rivic (7), Bergold, Fulda (6/2), Hüttmann (3), Moock (6).
Aufstellung Interaktiv.Handball Düsseldorf-Ratingen: Bliß, Karic; Poschacher, Grbavac (2), Schulz, Perschke (1), Wasse (5), Sackmann, Stock (3), Knak (1), Maric (6), Engh, Nuic (6/2), Koenemann, Sabljic (1), Kübler (3).
Zeitstrafen: 8:14 Min. – Siebenmeter: 2/2:2/3. – Rote Karte: Jusys (56. Min / 3x2 Min.). – Zuschauer: 245. – Schiedsrichter: Michael Meyer / Stephan Meyer.
Stimmen zum Spiel:
Alexander Oelze (Co-Trainer Interaktiv.Handball): „Nach der Halbzeit haben wir das Hanauer Kreisläuferspiel nicht mehr verteidigt bekommen. Vorne bringen wir uns durch eine geringe Passqualität in die Bredouille. Durch viel Emotionalität, Abwehr und Laufen kommen wir wieder ran, werfen aber in Überzahl drüber. Danach war das Spiel durch. Das war nicht die Leistung, die wir heute eigentlich bringen wollten.“
David Rivic (Spieler HSG Hanau): „Wir wussten, das wird ein Kampf. Düsseldorf-Ratingen war Feuer und Flamme und hat alles dafür gegeben, um den Abstieg zu verhindern. Bis zum Ende haben sie gekämpft und uns Paroli geboten.“
Max Moock (Spieler HSG Hanau): „Meine Teamkollegen Nils, Torben und ich haben vor dem Spiel bereits bei der 2. Mannschaft gespielt. Dann noch einmal 60 Minuten konzentriert zu sein ist schwer für Kopf und Körper. Ich bin froh, dass das heute trotzdem geklappt hat. Vielen Dank an alle, die uns heute zum Sieg angefeuert haben.“