Der Auftakt der Rückrunde in der 3. Handlliga Staffel Süd-West rückt näher. Am Freitagabend (20:15 Uhr) empfängt die HSG Hanau die TSG Haßloch und will dabei an den Schlussspurt des vergangenen Jahres anknüpfen. Während der Wintervorbereitung haben wir mit unserem Halblinken Jonas Ahrensmeier gesprochen. Dabei kamen die bisherige Runde, die Vorbereitung auf den Rückrundenstart in der kommenden Woche und sein Praktikum beim HSG-Silberschmiedpartner Hochbau Engel zur Sprache.
Hallo Jonas, hast du deine Weihnachtsfeiertage zur Erholung genutzt und auch etwas Abstand vom Handball gewinnen können?
Jonas Ahrensmeier: „Ja natürlich. Ich habe viele Freunde getroffen, gerade auch in der Woche in der keine aktive Pause anstand. Die Weihnachtsfeiertage habe ich mit meiner Familie und der Familie meiner Freundin verbracht und habe im Kurzurlaub in Hamburg etwas die Seele baumeln lassen. Natürlich auch sehr gewissenhaft die aktive Pause unseres Athletikcoachs Björn Pape ausgeführt und bin so wieder langsam reinkommen in Richtung Trainingsbeginn im neuen Jahr.“
Anfang der vergangenen Woche ließ Cheftrainer Hannes Geist das Team zur großen Leistungsdiagnostik antreten. Warst du zufrieden mit deinen Werten und wer war im Team der Überflieger?
Jonas Ahrensmeier: „Zufrieden war ich schon, aber an der eigenen Fitness kann man immer arbeiten, egal ob das Kraft, Ausdauer oder Springen ist. Einen Überflieger kann ich nicht nennen, aber ich glaube, dass jeder sehr zufrieden mit seinen Werten war. Klar gibt es immer ein bis zwei Sachen die ausbaufähig sind, aber wir haben von Björn Pape das Feedback bekommen, dass wir alle die Leistungsdiagnostik mit guten Werten absolviert haben. Wir haben es als guten Start in die Rückrunde genutzt.“
DHB-Pokal, Staffelmeisterschaft und Teilnahme an der Aufstiegsrunde. Das Jahr 2023 war voller besonderer Spiele und Ereignisse für die HSG Hanau. Was war dein Highlight im vergangenen Jahr?
Jonas Ahrensmeier: „Für mich persönlich war die Staffelmeisterschaft ein absolutes Highlight. Die erste Meisterschaft überhaupt in meiner Handballkarriere. Auch der ganze Weg dorthin und wie wir das als Team geschafft haben. Ein besonders Spiel, wenn ich eins rausnehmen müsste, wäre das gegen den EHV Aue. Dem späteren Aufsteiger haben wir in Hanau erfolgreich einen Punkt abgetrotzt.“
Neben deinem Engagement für die HSG Hanau hast du dich auch beruflich weiterentwickelt und im vergangenen Sommer, im Rahmen deines Studiums, ein Praktikum bei Hochbau Engel GmbH absolviert. Welche Eindrücke hast du dabei sammeln können?
Jonas Ahrensmeier: „Es waren meine Ersteindrücke von wirklichen Großbaustellen im Hochbau vor Ort. Ich habe verschiedene Abläufe kennengelernt, die Logistik und wie bestimmte Dinge am Laufen gehalten werden. Ich möchte mich bei Hochbau Engel ganz herzlich für die Möglichkeit bedanken.“
Das Interesse für die Bauwirtschaft kommt nicht von ungefähr, du studierst in Frankfurt Bauingenieurswesen. Neben den Lerneinheiten stehst du unter der Woche ständig für Training oder Spiele in der Halle. Kriegst du das gut unter einen Hut? Und warum fiel dein Interesse auf diesen Studiengang?
Jonas Ahrensmeier: „Mit einer guten Tagesplanung kriegt man das schon alles unter einen Hut. Momentan bin ich aber nicht der Typ, der das volle Pensum des Studiums neben dem Sport hinkriegt. Eher eine kleine abgespeckte Variante, aber so kriege ich es gut unter einen Hut. Das Interesse für Bauingenieurswesen hat sich schon früh gebildet: Ich bin so aufgewachsen, dass bei uns immer irgendeine Baustelle war. Ob meine Eltern angebaut, renoviert oder wieder umgebaut haben. Es hat für mich eine Weile gedauert, bis ich den Studiengang für mich erkannt habe. Nach meinem Wechsel vom Lehramt zum Bauingenieurswesen bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Wahl.“
Hochbau Engel ist Silberschmied-Partner der HSG Hanau. Wie kam der Kontakt zustande und wie hat dich das Unternehmen als jungen Sportler unterstützt?
Jonas Ahrensmeier: „Ich bin damals an unseren HSG-Geschäftsführer Hannes Geist herangetreten, da ich für meinen Studiengang noch ein Pflichtpraktikum absolvieren musste. Nachdem der Kontakt hergestellt war, hatten wir ein sehr gutes Gespräch mit Hochbau Engel und ich konnte dort mein 12-wöchiges Praktikum absolvieren, welches wir dann noch auf 14 Wochen verlängert haben, da ich zwischenzeitlich auch mit meiner Verletzung zu kämpfen hatte. Aber auch da war das Unternehmen sehr entgegenkommend.“
Nimm uns mal mit: Wie sah dein Arbeitsalltag bei Hochbau Engel aus?
Jonas Ahrensmeier: „Es geht los mit dem Arbeitsbeginn um 7:00 Uhr. Die Arbeitszeiten sind im Sommer bis 16:40 Uhr, außer Freitags, da ist etwas früher Schluss. Man ist etwas früher da, zieht seine Arbeitsschuhe an und unterhält sich kurz mit den Kollegen – wie es im Handball auch ist. Da kommen wir auch etwas früher in die Halle, damit man dann zusammen anfangen kann. Danach stand die Tagesplanung an. Baupläne anschauen, damit am Ende auch alles richtig sitzt. Dann ging es an die Arbeit, ob das jetzt Erdarbeiten oder Ausbesserungen waren, mit zwischenzeitlichen Besprechungen. Das ist auch etwas was ich gelernt habe, dass viel miteinander kommuniziert werden muss, damit es am Ende auch richtig wird. Ich konnte mich dabei auch einbringen und habe viele Fragen gestellt. Am Ende gehörte dann auch noch dazu, dass aufgeräumt wird und alle Geräte wieder verstaut werden. Für mich ging es danach dann eigentlich immer direkt in das Handballtraining.“
Sportler und Handballer wie du kriegen im Training viele Attribute wie Fleiß, Einsatz und Pünktlichkeit vermittelt. Können Unternehmen davon profitieren?
Jonas Ahrensmeier: „Auf jeden Fall! Pünktlichkeit wird nicht nur in der Arbeitswelt sondern auch bei uns im Training großgeschrieben. Dafür gibt es auch einen Strafenkatalog. Es war auch schon immer im Handball so, dass man Fleiß und Einsatz zeigen musst, um sich weiterentwickeln zu können und damit der Trainer dich sieht. Ich möchte aber auch gerne noch das Attribut Disziplin mit dazunehmen, die man im Handball auch lernt. Für Aufgaben und Verpflichtungen ist Pünktlichkeit alles. Da können Unternehmen sehr von profitieren und Partnermodelle, wie die HSG Hanau sie hat, sind dabei ein gutes Netzwerk für Sportler wie mich und auch unsere Jugendmannschaften, die neue Kontakte knüpfen können. Da macht die HSG wirklich einen guten Job.“ "
Was habt ihr euch als Team für das Handballjahr 2024 vorgenommen? Der zweite Aufstiegsrang ist mit drei Punkten in geringer Entfernung und Anfang März steht auch das Kracherspiel gegen den TuS Ferndorf in der Main-Kinzig-Halle an…
Jonas Ahrensmeier: „Die Ziele sind für uns gleich geblieben. Wir wollen weiter erfolgreich Handball spielen. Ich denke, dass das Spiel gegen Ferndorf ein guter Marker ist. Das soll ein Topspiel werden und wir wollen alles daran setzen, dass es das auch am Ende wird. Wenn jeder im Team seine Hausaufgaben macht, dann wird die Partie ein Gradmesser für uns sein. Dann kann dieses Spiel entscheiden, wo es am Ende für uns hingeht. Momentan schauen wir aber von Gegner zu Gegner.“
Auch in 2023 standen die Fans des Blauen Blocks wieder wie eine Wand hinter euch. Gerade in den Partien, in denen das Spiel Spitz auf Knopf stand, konntet ihr euch auf den Support verlassen. Wie wichtig ist das als Spieler für euch?
Jonas Ahrensmeier: „Man kann es nicht oft genug sagen: Es ist geil, wenn die Halle laut wird und wir die Fans mitnehmen können oder diese uns mitnehmen. Es wurde in der Main-Kinzig-Halle schon mehrmals ein Spiel gedreht, weil die Fans da waren und uns nach vorne gepeitscht haben. Sie sind für uns der 8. Mann und ohne sie würde es nur halb so viel Spaß machen.“
Im Team bist du nicht nur ein talentierter Rückraumspieler, sondern auch ein ambitionierter Hobbykoch. Was kommt bei dir am liebsten auf den Tisch?
Jonas Ahrensmeier: „Ich koche sehr gerne, aber immer nur vorsichtig mit den scharfen Messern (lacht) – kleiner Insider. Ich beschäftige mich gerne mit verschiedenen Kochwelten. Sei es asiatisch oder mediterran. Manchmal will ich einfach nur das Essen von Oma einmal nachkochen, dann gibt es mal Knödel mit Braten. Das macht mir großen Spaß.“
Du hast wegen einer Verletzung einige Spiele in der Hinrunde verpasst, unter anderem auch das DHB-Pokalspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen. Wie sehr hat es dich gewurmt, deinen Teamkollegen in dieser Zeit nicht weiterhelfen zu können und wie fit fühlst du dich vor dem Rückrundenauftakt nächste Woche?
Jonas Ahrensmeier: „Natürlich wurmt es wenn man nur nebendran ist. Ich bin aber froh, dass es nicht allzu lange war. Aus meiner Karriere kenne ich das schon anders. Von daher hat es mich gefreut im Trainerteam jemanden zu haben, der auf mich aufpasst, dass ich nicht wieder zu früh anfange. Gerade bei einer Verletzung an der Plantarfaszie im Fuß – ein prominentes Beispiel ist momentan Patrick Groetzki, der wegen derselben Verletzung momentan die Europameisterschaft verpasst – muss man gut aufpassen. Ich fühle mich gut! Wir stehen alle voll im Saft und haben richtig Bock auf das erste Spiel am 19. Januar.“
Wo wir gerade von „voll im Saft“ sprechen, in den Wochen vor Weihnachten war eine deutliche Leistungssteigerung im Hanauer Team zu erkennen. Die Leichtigkeit der vergangenen Saison kehrte bei euch zurück. An welchen Stellschrauben dreht ihr gerade im Training, um wieder eine so erfolgreiche Rückrunde zu spielen, wie im Vorjahr?
Jonas Ahrensmeier: „Es sind kleine Stellschrauben. Es geht immer um Timing und ganz besonders um Passqualität. Dass der Ball von A nach B fliegt, weil der Ball immer schneller ist als man selber Laufen kann und wenn der Ball fliegt dann ist unser Handball erfolgreich. Wenn man dann auch noch das Timing mit seinen Mitspielern hat, dann führt das auch zum Erfolg. Das ist auch das, was die Leichtigkeit bei uns wieder zurückgebracht hat. Nun müssen wir auch unsere Abwehr stabil kriegen und weniger Gegentore bekommen. Gelingt uns das, dann sind wir auf einem guten Weg.“
Coach Hannes Geist fordert in jedem Spiel und jedem Training den Tempohandball ein, der das Hanauer Publikum begeistert. Wie erfolgreich macht euch dieses taktische Konzept? Lebt euer Team von dieser überfallartigen Spielweise?
Jonas Ahrensmeier: „Das ist unser Spiel. Wir kommen über den Tempohandball und wenn wir da gute Entscheidungen treffen, dann kriegen wir eigentlich immer unsere Chance. Die gilt es dann zu verwerten. Vor allem lebt unser Spiel aber von der Breite im Kader, um überhaupt dieses Tempo über 60 Minuten gehen zu können. Da braucht man immer 16 fitte Leute, die alles auf der Platte lassen wollen.“
Abschließend noch: Was sind deine persönlichen Ziele für 2024?
Jonas Ahrensmeier: „Auf der handballerischen Seite will ich gemeinsam mit den Jungs und der HSG die Rückrunde erfolgreich gestalten. Wir wollen Gas geben! Wir haben richtig Bock darauf. Persönlich möchte ich bis zum Sommer auch im Studium weiterkommen und dort meine Erfolge haben. Für mich ist das erst einmal ein Halbjahresausblick, bis nach der Rückrunde und meiner Klausurenphase im Sommer.“
Vielen Dank für das Gespräch!