Auch im neuen Jahr eilt Handball-Drittligist HSG Hanau von Erfolg zu Erfolg, und mittendrin ist Jan-Eric Ritter. Der Rechtshänder glänzt dabei nicht nur als Spielgestalter und Vorbereiter, sondern zunehmend auch als Vollstrecker und ist mittlerweile fünftbester Torschütze der Hanauer. Gefordert sind Ritter und seine Teamkollegen am Sonntag [Anmerkung HSG Hanau: 05.02.2023] im Heimspiel gegen den TV Kirchzell (17 Uhr).
Wir haben mit dem Rückraumspieler, der von klein auf bei der HSG Hanau spielt, über seine Rückkehr zu alter Stärke, die knüppelharte Saisonvorbereitung, zurückliegende Verletzungen und die Ziele für die restliche Saison gesprochen.
Herr Ritter, seit Saisonbeginn spielen Sie wieder eine immer größere Rolle bei der HSG Hanau - wie kam es dazu?
Einerseits hat das damit zu tun, dass wir auf Rückraum Mitte ein paar Verletzungsprobleme hatten, aber unser Trainer Hannes Geist schaut auch, dass er die Spieler aus unserem breiten Kader nach ihren Stärken einsetzt. Für mich persönlich läuft es in dieser Saison außerdem sehr gut, mir kommt zugute, dass ich schon länger verletzungsfrei bin und dadurch immer besser in meinen Rhythmus komme. Ich bin fit – so wie alle Spieler bei uns.
Anders als früher treten Sie auch zunehmend als Torschütze in Erscheinung: Gegen Nieder-Roden waren es sechs Treffer, in Gelnhausen fünf. Woher kommt diese neue Torgefahr?
Da spielt mir unser Spielsystem in die Karten: Ich bin kein Distanzschütze wie zum Beispiel Cedric Schiefer, sondern muss näher ans Tor, um gefährlich zu sein. Durch unsere hohe Passqualität komme ich inzwischen häufiger ins Eins-gegen-Eins und zu Durchbrüchen und streue hin und wieder einen Schlagwurf ein. Zuletzt hat das gut geklappt, ich hoffe, das bleibt so und wird noch besser. Jetzt kommt noch Jannik Ruppert nach seiner Verletzung zurück, wodurch wir in unserem Spiel noch eine weitere Komponente haben und die Belastung besser verteilen können.
In der Vergangenheit wurden Sie von einigen langwierigen Verletzungen ausgebremst – wie ist da der aktuelle Stand?
Meine letzte größere Verletzung war ein Knorpelschaden im Sprunggelenk. Das war glücklicherweise ein Arbeitsunfall, wodurch er sehr gut behandelt wurde. Ich bin über anderthalb Jahre fünfmal pro Woche in eine Klinik nach Offenbach zur Behandlung gegangen, was mir sehr geholfen hat. Im Gelenk hat sich mittlerweile eine Ersatzschicht gebildet, die zwar nicht so belastbar ist, aber das Sprunggelenk ist stabil - für mich ist das der bestmögliche Fall. Seit der Saisonvorbereitung vor anderthalb Jahren habe ich keine Schmerzen mehr, und in dieser Saison habe ich nur das Hinspiel gegen Nieder-Roden verpasst, weil ich direkt davor umgeknickt bin – aber das war schon nach ein paar Tagen wieder in Ordnung.
Insgesamt ist die HSG Hanau in dieser Spielzeit weit weniger von Verletzungen betroffen als viele Kontrahenten in der 3. Liga Süd-West. Worauf ist das zurückzuführen?
Wir haben in dieser Saison ja
Trainingszeit hinzubekommen, und das zeigt sich eben
daran. Dazu zählt auch schon
die Saisonvorbereitung: Die
war wirklich knüppelhart,
und ich bin glücklich, dass
ich sie überstanden habe,
aber danach waren wir auf einem ganz anderen Niveau.
Wir haben die Verletzungsprophylaxe extrem hochgefahren, denn es nutzt nichts,
der beste Spieler zu sein,
wenn man wegen einer Verletzung nicht trainieren
kann. Eine Trainingseinheit
pro Woche dient allein der
Athletik und Verletzungsprophylaxe, und da absolvieren
wir ein genau durchgeplantes Krafttraining im Team,
das exakt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die
medizinische Abteilung wird
immer wichtiger, und bei der
Leistungsdiagnostik nach der
Winterpause haben sich unsere Werte verbessert – da ist
es dann nicht verwunderlich,
dass wir solche Leistungen
auf dem Spielfeld zeigen.
Nach dem Derbysieg gegen den TV Gelnhausen (36:31) steht Ihr Team weiterhin auf dem ersten Tabellenplatz. Angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf Rang drei ist das Erreichen der Aufstiegsrunde durchaus realistisch – was wollen Sie in dieser Saison noch erreichen?
Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir so erfolgreich wie möglich spielen wollen – und das bedingt dann die Ergebnisse, die wir erzielt haben. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, und wenn wir das machen, stehen wir am Ende in der Aufstiegsrunde. Die nächsten Wochen werden wir alles geben und nicht nachlassen, was danach kommt, müssen wir dann sehen. Wir haben zwar im Verein unsere Strukturen professionalisiert, aber man muss realistisch sein: Zu einigen anderen Vereinen fehlt uns da noch viel. Das heißt aber nicht, dass wir schon vorher aufgeben. Wenn schließlich die Aufstiegsrunde für uns raus springt, dann ist das toll, aber von außen haben wir keinen Druck – den Druck machen wir uns selbst, weil wir erfolgreich sein wollen.
Das Gespräch führte
Robert Giese