In der 3. Liga Süd-West hat die 1. Männermannschaft der HSG Hanau am Samstagabend eine 23:28 (8:15)-Niederlage beim TuS Ferndorf hinnehmen müssen. Obwohl das Team von Trainer Hannes Geist über 60 Minuten tapfer dagegenhielt, offenbarten sich im Spielverlauf zu viele Nachlässigkeiten der Grimmstädter, um sich mit den weiterhin ungeschlagenen Gastgebern auf Augenhöhe messen zu können. Über 1000 Zuschauer in der Sporthalle Stählerwiese boten einen mehr als herausragenden Rahmen für eine Drittligapartie, welche aber keineswegs so hart geführt wurde, wie es die insgesamt 13 Zeitstrafen auf dem Spielberichtsbogen vermuten lassen.
„Ferndorf war heute die deutlich bessere Mannschaft und hat vollkommen verdient gewonnen“, bemerkte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach Ende des Spiels in Kreuztal. „Wir haben heute zu viele freie Bälle liegen lassen, um hier über Sieg oder Niederlage mitzuentscheiden.“ Im Anschluss bedankte sich der Hanauer Coach bei rund 25 mitgereisten Anhängern des „Blauen Blocks“, welche das HSG-Team auswärts lautstark unterstützt hatten.
In der mit 1062 Zuschauern gut besetzten Stählerwiese war die HSG Hanau in den Anfangsminuten noch auf Augenhöhe mit den favorisierten Hausherren gewesen. Rechtsaußen Paul Hüttmann hatte die Südhessen mit 1:0 (2. Minute) in Führung gebracht, ehe Max Bergold das 2:1 per Siebenmeter nachlegte (5.). Danach kippte das Spiel aber zunehmend in Richtung der Gastgeber, die insgesamt wesentlich präsenter und ballsicherer auftraten.
Nach dem 4:2 von Ferndorfs Mattis Michel in der 8. Minute, hatte Hanau gleich mehrmals die Chance in Überzahl zu verkürzen, scheiterte aber an der TuS-Deckung oder Lucas Puhl im Tor. Mit einem schönen Distanztreffer brachte Jonas Ahrensmeier die HSG beim 3:4 (12.) wieder heran und auf der Gegenseite parierte Can Adanir den Rückraumwurf von Marvin Mundus. Doch im Angriff blieb erneut eine Überzahlsituation ungenutzt.
Nach einer Viertelstunde kippte das Spiel
„Wir sind momentan einfach nicht auf dem Niveau der Vorsaison“, bemerkte Geist, der mit der Chancenverwertung seines Teams in der ersten Halbzeit haderte. „Das Team muss in seinen Flow finden und hat eigentlich genug Potenzial.“
Nach einer Viertelstunde dann der Bruch im Spiel der Gäste: Hüttmann hatte von der Außenposition die HSG mit dem 4:5 (15.) ein letztes Mal auf ein Tor herangebracht. Was dann folgte war ein Vier-Tore-Lauf des TuS Ferndorf, auch bedingt durch gleich mehrere technische Fehler des Hanauer Teams. Nach dem 9:4 von Nikita Pliuto legte Geist die Grüne Karte auf den Tisch. Die Auszeit brachte aber nicht den gewünschten Effekt. Stattdessen musste man eine Zeitstrafe hinnehmen und kassierte erneut drei Gegentore, teils per schnellem Konter der Gastgeber. Erst beim 5:12 von Jan Eric-Ritter gelang in der 25. Minute der nächste Treffer.
13 Zeitstrafen nehmen der Partie die Emotionen
Die in der Summe 13 Zeitstrafen auf beiden Seiten wurden im Laufe der Partie zunehmend zum Faktor – obwohl das Spiel nicht sonderlich hart geführt wurde. „Ich glaube, dass es unsere Sportart nicht besser macht, wenn man so die Emotionen aus diesem Spiel herausnimmt“, meinte Geist beim anschließenden Pressegespräch. „Unfair war die Partie überhaupt nicht.“
Ferndorf spielte die ersten 30 Minuten routiniert zu Ende und behaupte die klare Führung. Cedric Schiefer beim 6:12 (27.) und Hüttmann mit dem 8:14 (29.) sorgten aber dafür, dass der Vorsprung der Hausherren nicht weiter anwuchs.
Zu Beginn der 2. Hälfte gegen die Niederlage gestemmt
Den zweiten Durchgang begann Hanau dann mit viel Dampf. Dem jungen Team war anzumerken, dass es unbedingt den Abstand wieder verkürzen wollte. In der Aufstiegsrunde der vergangenen Spielzeit hatte Hanau noch mit einem Kraftakt einen Halbzeitrückstand an der Stählerwiese drehen können. „Sicherlich haben wir uns kurz daran erinnert, aber wir hätten hier heute noch fünf Tage spielen können und es wäre nicht gebogen gewesen“, meinte Geist, dessen Team auch in der 2. Halbzeit zu wenig aus seinen Möglichkeiten in Überzahlsituationen machte.
Ferndorf hingegen blieb weiterhin mit dem Fuß auf dem Gas. Das 20:12 von Josip Eres (42.) und der Treffer zum 26:16 von Pliuto (50.) ließen die Hypothek für das junge Hanauer Team immer weiter anwachsen. In den Schlussminuten sorgten Dziguas Jusys beim 21:26 (56.) und Björn Christoffel mit dem 23:27 (60.) noch für Ergebniskosmetik.
„Unsere Hausaufgabe ist es nun, dass wir wieder auf uns selbst schauen“, sagte Geist. „Wir müssen wieder in die Spur finden. Am Ende stehen wir heute mit sechs Spielern auf dem Feld, die alle noch keine 23 Jahre alt sind.“ Er nahm gleichzeitig seine älteren Akteure in die Pflicht: „Jeder muss sich darauf konzentrieren, wieder an sein Leistungslimit zu kommen.“
Mit 6:6 Punkten aus den ersten sechs Spielen verbleiben Bergold, Ritter & Co. so im Mittelfeld der Tabelle der Staffel Süd-West, die weiterhin von der verlustpunktfreien HSG Krefeld Niederrhein angeführt wird. Am kommenden Samstag (19:30 Uhr) haben die Grimmstädter den TV Aldekerk 07 in der Main-Kinzig-Halle zu Gast. Genug Zeit also, um die richtigen Lehren aus diesem schwierigen Auswärtsspiel in Ferndorf zu ziehen.
Aufstellung TuS Ferndorf: Puhl, Wilde; Eres (7/1), Karaula (3/1), de Rocha Viana (3), Reimann (1), Fanger (4), Michel (2), Hideg, Pliuto (3), Mundus (3), Kevic (2), Hecker, Schmidt, Schikora.
Aufstellung HSG Hanau: Scholz, Adanir; Ritter (1), Jusys (2), Ahrensmeier (1), Braun (2), Schröder (1), Bergold (3/3), Schiefer (4), Fulda (4), Christoffel (1), Hüttmann (4), Moock.
Zeitstrafen: 14:10 Min. – Siebenmeter: 2/4:3/5. – Zuschauer: 1062. – Schiedsrichter: Moritz Hartmann / Nils Hennekes.