






















































































Die HSG Hanau hat mit einer couragierten
Mannschaftsleistung das nächste Unentschieden in der Aufstiegsrunde zur 2.
Handball-Bundesliga eingefahren. Eine Woche nach der Punkteteilung beim HC
Oppenweiler/Backnang erkämpfte sich das junge Hanauer Team ein 28:28 (12:15)
vor großartiger heimischer Kulisse gegen den EHV Aue. Die als absolutes
Topspiel erwartete Partie zwischen den beiden Staffelsiegern HSG Hanau
(Süd-West) und EHV Aue (Ost) bot vieles, nur keine Langeweile. Lautstarke
Atmosphäre, zwei Rote Karten, absolute Willenskraft und eine Schlussphase, in
der es niemand auf den Sitzen hielt.
„Es ist unglaublich, was unsere Fans und auch die mitgereisten
Auer abgerissen haben. Eine Stimmung die ich hier selten erlebt habe“, meinte
HSG-Trainer Hannes Geist nach dem Abpfiff. „Danke für dieses Handballfest!“
800 Zuschauer sorgten für Gänsehaut-Atmosphäre
Es laufen die letzten Spielsekunden am Freitagabend. Gerade
hatte sich Luca Braun auf Halblinks durchgetankt und den vielumjubelten 28:28 Ausgleich
eingeworfen, da entschärft der A-Jugendliche Nico Scholz den letzten Wurf der
Gäste aus dem Rückraum. Schlusssirene. Ende. Unentschieden gegen den Favoriten
auf den Aufstieg aus dem Erzgebirge.
Vor rund 800 Zuschauern legt die Auswechselbank der
Grimmstädter einen Vollsprint zu ihren Teamkollegen hin. Mit darunter der
momentan gesundheitlich angeschlagene Torhüter Can Adanir sowie Topscorer Max
Bergold, der gleich zu Beginn der hektischen Partie vom Feld geflogen war. Die
Spielertraube feiert ausgelassen, denn sie wissen, dass das hart erkämpfte
Unentschieden vermutlich die wohl bisher größte Teamleistung der HSG Hanau in
dieser Saison war. Aber der Reihe nach:
Bergold früh mit Rot vom Feld
Hanau hatte in der hitzigen Partie in den Anfangsminuten
klar den Ton angegeben. Dann aber direkt der erste Aufreger: In der 4. Minute
trat Max Bergold zu seinem zweiten Siebenmeter gegen Sveinbjörn Pétursson an.
Der Wurf des Linksaußen streichelte die Haarspitzen des EHV-Keepers. Das
Schiedsrichtergespann entschied hart aber leider regelkonform auf Glatt Rot.
Doch wer dachte, dass Ritter, Strohl & Co. ohne ihren
Topscorer nun die Köpfe hängen lassen würden, der wurde eines Besseren belehrt.
Kreisläufer Dziguas Jusys knallte in Unterzahl den Ball zum 3:0 in das Netz. Die
ganze Halle merkte, wie ein Ruck durch das junge Team zu gehen schien, denn
obwohl Aue zwischenzeitlich beim 3:3 egalisierte, legte die Hanauer
Spielgemeinschaft weiter vor. Zunächst traf Luca Braun zum 10:8 (20.), ehe
Jonas Ahrensmeier den Vorsprung mit 11:8 wieder auf drei Tore stellte.
Währenddessen zeigten die Sachsen, die sich in der
vorherigen Woche gegen den TuS Ferndorf keinerlei Blöße gegeben hatten, in den
ersten 20 Minuten merklich Nerven. Einige technische Fehler und Zeitstrafen
zerstörten den Spielfluss des EHV, während Hanau gerade in der ersten und
zweiten Welle souverän blieb. „Wir haben wirklich viele Bälle gekriegt, die wir
wollten“, so Geist. „Dadurch konnten wir in unser Umschaltspiel kommen, was wir
brutal ausgenutzt und uns damit einen gewissen Vorsprung erarbeitet haben.“
Eine Auszeit bringt bei den Gästen den Umschwung
EHV-Coach Stephan Just legte die Grüne Karte auf den Tisch. Danach
wurden die Gäste merklich besser. Angeführt von ihrem treffsicheren Rechtsaußen
Maximilian Lux, egalisierte der Oststaffel-Sieger zunächst beim 11:11 (25.) und
ging danach selbst mit drei Treffer in Front.
Doch noch vor dem Pausenpfiff dann der nächste Aufreger: Aue
erhielt mit dem Ablauf der Zeit noch einen direkten Freiwurf. Der Versuch von Elias
Gansau traf Dennis Gerst im Gesicht – das Gespann entschied wieder auf Rot.
Bitter für den EHV, denn der Rückraum-Linke war bis dahin von Hanau schwer in
den Griff zu bekommen und hatte bereits fünf Treffer beigesteuert. „Ich finde
wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht so weit weg. Wir hatten in der ersten
Halbzeit alleine fünf Aluminiumtreffer. Da war das Glück uns noch nicht so hold“,
bemerkte Geist.
Großartige Kulisse peitscht die HSG zum Punktgewinn
Nach dem Seitenwechsel kam Hanau in doppelter Überzahl bissig
zurück, lief aber danach durchgängig einem Rückstand hinterher, obwohl
Ahrensmeier beim 17:18 (37.) sein Team zumindest in Schlagdistanz hielt. Erst
in der Schlussphase setzte die durchgängig großartige Kulisse in der
Main-Kinzig-Halle noch einmal Kräfte bei dem jungen Team frei. Anteil daran
hatte auch Geists Auszeit beim 17:21-Rückstand in der 40. Minute. „Da haben die
Jungs sich untereinander gepuscht“, so der stolze Cheftrainer. „Wir haben heute
in einer Konstellation gespielt, die haben wir noch nicht mal im Training
ausprobiert. Sie haben einfach das Maximum reingeworfen und sich immer
gegenseitig unterstützt.“
Unter dem lautstarken Support des „Blauen Blocks“ setzte die
HSG nach dem 28:24 von Dieudonné Mubenzem (53.) zur Aufholjagd an und Nils Schröder konnte die Grimmstädter zunächst per Doppelschlag wieder heranbringen. Dann war
es ein Teil der Geschichte dieser verrückten Aufstiegsrunde, dass erst Fulda von Linksaußen den
Anschluss erzielte (27:28/58.), ehe „Mr. Last-Minute“ Luca Braun den späten
Ausgleich besorgte und schließlich Nico Scholz den letzten Ball entschärfte.
„Ich muss großen Respekt zollen, was die jüngeren Spieler hier heute auf die Platte geworfen haben. Das war einfach Wahnsinn“, lobte Hannes Geist seine Youngster in den höchsten Tönen. „Wir können stolz auf diese Mannschaft sein und auf das, was diese investiert, um in jedem Spiel abzuliefern.“
Am nächsten Freitag (28. April) trifft die HSG Hanau
auswärts auf den TuS Vinnhorst. Das nächste Heimspiel in der Aufstiegsrunde findet
am 1. Mai gegen den MTV Braunschweig statt.
Aufstellung Hanau: Tomm, Scholz; Fulda (2), Schiefer
(2), Ruppert (2), Bergold (1/1), Marquardt, Schröder (4), Braun (7), Ireland,
Strohl (3), Ahrensmeier (3), Gerst, Jusys (2), Ritter (2/2).
Aufstellung EHV Aue: Dudin, Petursson; Blecha, Gansau
(5), Paraschiv (4), Levak (3), Jerebie (2), Mubenzem (4), Slachta (1), Sova,
Peter, Lux (7), Roch (2), Planken.
Zeitstrafen: 6:10 Min. – Siebenmeter: 3/5:0/0. – Zuschauer:
810. – Schiedsrichter: Christian Staszak / Stefan Walter.
Stimmen zum Spiel:
Stephan Just (Trainer EHV Aue): „So eine erstklassige
Stimmung, wie ich sie heute bei diesem Spiel erlebt habe war ganz großes Kino.
Es ist am Ende das eingetreten, was ich erwartet habe. Hanau ist eine
Mannschaft, die 60 Minuten fightet, egal wie es steht. Das haben wir am Anfang
vermissen lassen. Da haben sie uns den Schneid abgekauft. Wir sind erst in der 14.
Minute aufgewacht. Ab da waren wir dann aber wirklich präsent – hinten raus dann
allerdings nicht clever genug. Hanau hat alles reingeworfen was sie hatten. Natürlich
hätte ich gerne zwei Punkte gehabt, aber die HSG auch. Von daher können wir uns
heute nicht beschweren.“
Luca Braun (Spieler HSG Hanau): „Wir sind eigentlich
gut in die Partie reingekommen. Hatten eine kleine Schwächephase nach der roten
Karte, haben aber das ganze Spiel alles gegeben. Egal wie es stand, wir haben
weiter gekämpft. Am Ende mit vier Toren hinten und dann noch einen Punkt zu
holen gegen Aue, die wirklich Favorit sind auf den Aufstieg, ist wirklich sehr
gut. Eine tolle Mannschaftsleistung. Was heute in der Halle abging hat einfach
Bock gemacht auf dem Feld zu stehen.“
Nils Schröder (Spieler HSG Hanau): „Großes Kompliment an die Fans. Wie wir heute hier begrüßt wurden, sensationell. Das gibt einem so viel Power und die brauchen wir in solchen Spielen. Diese Emotionen brachten wir auch in das Spiel hinein und haben gekämpft was das Zeug hält. Vor der Pause lassen wir es etwas schleifen, verwerfen den einen oder anderen Ball. Am Ende waren so viele Emotionen von den Fans mit drinnen. Das haben wir gebraucht, um hier dieses Spiel noch zu wenden.“