VON ROBERT GIESE
Hanau – Die Hanauer Drittliga-Handballer holten sich in
der Süd-West-Staffel die Meisterschaft, nahmen zum dritten Mal in Folge an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga
teil und gaben auch da eine
gute Figur ab, selbst wenn es
am Ende nicht ganz für den
Aufstieg gereicht hat. Wir haben mit Erfolgscoach Hannes
Geist zurückgeblickt und
schon ein paar Details zur
kommenden Saison erfahren.
- Die Saison
„Man kann von einer gelungenen Saison sprechen.
Um ganz zufrieden zu sein,
benötige ich vielleicht noch
ein paar Tage Abstand“, so
der HSG-Coach – schließlich
wolle er als Sportler immer
das Maximale erreichen. In
der Aufstiegsrunde gab es
aber „ein paar Knüppel zwischen die Beine“, womit Hannes Geist die verletzungsbedingten Ausfälle gleich mehrerer wichtiger Spieler anspricht, etwa den Kreuzbandriss von Kapitän Jannik Ruppert. „Ein bisschen Wehmut“
sei daher beim Blick auf die
so erfolgreiche Spielzeit momentan noch dabei.
- Die Erfolgsgaranten
„Die Mannschaft ist der Erfolgsgarant“, betont der Trainer der Hanauer. „Jeder hat
sich über 365 Tage eingebracht, jeder hat mehr investiert als zuvor, alle hatten eine große Eigenmotivation, etwas erreichen zu wollen –
und deshalb haben wir unsere Erfolge auch gemeinsam
erreicht“, will Hannes Geist
keinen einzelnen Spieler hervorheben.
- Die Torjäger
Vor allem in der Hauptrunde sorgte hier Maximilian
Bergold für Furore, der in der
Süd-West-Staffel die zweitmeisten Treffer erzielte. „In
der Hinsicht sticht er heraus“, stellt auch Hannes
Geist klar, der aber darauf
verweist, dass „die Tore bei
uns relativ gleichmäßig verteilt sind, wenn man die Siebenmeter ausklammert. Dennis Gerst, Luca Braun gerade
in der Aufstiegsrunde, David
Rivic zum Beispiel im letzten
Saisonspiel“, zählt der HSG-Coach einige Spieler auf, die
regelmäßig einnetzen. Dass
es nicht nur einen herausragenden Torjäger gibt, sondern gleich mehrere treffsichere Spieler, sei ein großer
Vorteil. Größter Torgarant sei
aber ohnehin kein einzelner
Spieler, sondern eine Taktik:
„Unser Umschaltspiel macht
uns sehr gefährlich, da haben
wir uns konsequent weiterentwickelt.“ Das müsse auch
nicht immer direkt zum Torerfolg führen, um für das
Team wertvoll zu sein: „In
Spielen gegen uns muss sich
der Gegner über 60 Minuten
schnell zurückziehen – irgendwann wird er müde.
- Rückkehrer
Can Adanir
war bereits vor dem ersten
Saisonspiel als Königstransfer gehandelt worden und
hat diese Erwartungen voll
und ganz erfüllt. „Er ist ein
wichtiges Puzzleteil und hat
uns im Spiel gehalten, wenn
unsere Abwehr nicht gleich
stabil stand“, würdigt Hannes
Geist seinen Schlussmann
und ist besonders davon beeindruckt, dass Adanir diese
Leistung konstant abrufen
konnte. Die Top-Form, die der Neuzugang an den Tag
legte, soll die Leistungen von
Fabian Tomm und Nico
Scholz nicht schmälern, die
vor allem in der Aufstiegsrunde zum Zug kamen, als Adanir wegen einer Herzmuskelentzündung fehlte. „Sie haben ihre Sache gut gemacht“,
betont der HSG-Coach.
- Der Rookie
Der A-Jugendliche Nico
Scholz wurde in der Aufstiegsrunde ins kalte Wasser
geworfen – und bewährte
sich gegen Aue und Vinnhorst gleich auf höchstem Niveau. Für Hannes Geist eine
neuerliche Bestätigung der
guten Jugendarbeit des Vereins, die manchmal allerdings etwas Anlaufzeit benötigt, um Früchte zu tragen.
Ein Beispiel hierfür ist Cedric
Schiefer, der in diesem Jahr
deutlich mehr Spielanteile
bekommen hat. „Ich denke,
im Rückraum ist der Sprung
von der A-Jugend in die erste
Mannschaft etwas schwieriger, aber er hat sich super
entwickelt und ist ein absoluter Rohdiamant“, so der HSG-Coach über Schiefer, der in
dieser Saison in Angriff und
Abwehr eine wichtige Rolle
gespielt hat.
- Die Zugänge
In Can Adanir, Dziugas Jusys und Julian Fulda stießen
drei neue Spieler im vergangenen Sommer zur HSG, später kam noch Luke Ireland
hinzu. „Sie haben alle eingeschlagen“, freut sich Hannes
Geist über die erfolgreichen
Verpflichtungen, auch wenn
nicht alle sofort durchstarten
konnten. Adanir sei ein starker Rückhalt zwischen den
Pfosten, Jusys im Mittelblock
der Fels in der Brandung –
und zwar zusammen mit verschiedenen Nebenleuten. „Er
harmoniert da sehr gut mit
unterschiedlichen Mitspielern“, lobt Hannes Geist den
Kreisläufer, der auch im Angriff unermüdlich ackert und
seinen Teamkollegen Räume
schafft. Julian Fulda sei kurz
vor dem Saisonstart von einer Verletzung ausgebremst
worden und habe dann auf
Linksaußen Maximilian Bergold vor sich gehabt, „der sehr
stark performt hat.“ Gegen
Ende der Saison konnte aber
auch Fulda seine Qualitäten
ausgiebig unter Beweis stellen. „Er hat eine gute Wurfquote und gibt uns in der Abwehr noch einmal eine andere Komponente“, so der HSG-Coach, der Fulda zum Teil
auch auf der Halbposition decken ließ. Luke Ireland sei auf
Rechtsaußen in einer ähnlichen Situation gewesen,
„aber auch er ist in jedem
Training besser geworden.“
- Die Rolle des Trainers
„Mein Anteil ist so groß wie
der von allen anderen“, stellt
Hannes Geist klar, auch wenn seine Rolle etwas exponierter ist. Als Trainer sei es
seine Aufgabe, „das Potenzial
aller unter einen Hut zu bekommen und ihnen zu ermöglichen, das bestmögliche
aus sich herauszuholen.“ Dafür habe er ein Trainerteam
um sich herum, das ihm bestimmte Aufgaben abnehme
und ihm wichtigen Input gebe, um vorwärtszukommen.
„Da hat jeder alles gegeben,
um da zu sein, wo wir gerade
sind“, ist der HSG-Coach stolz
auf die gemeinsame Leistung.
-
Der Ruhepol
„Ob er ein Ruhepol ist,
weiß ich nicht“, sagt Hannes
Geist und lächelt, „aber Jannik Ruppert ist definitiv ein
wichtiger Faktor.“ Seine Rolle
als Kapitän interpretiere der
Spielführer der Hanauer
nicht als „alleiniger Häuptling“ und kommuniziere viel
mit seinen Mitspielern, auch
außerhalb der Halle. Mit dem
Ergebnis ist der HSG-Coach
sehr zufrieden: „Als Team
funktionieren wir.“
- Das Highlight
Bei einer derart erfolgreichen Spielzeit fällt es Hannes
Geist schwer, ein einzelnes
Highlight herauszupicken:
„Eigentlich war die ganze Saison ein Highlight. Erst die
Saisonvorbereitung mit vielen positiven Geschichten,
dann der ein oder andere
schmerzliche Punktverlust, bevor wir dann 14 Spiele in
Folge gewonnen haben und
schließlich der krönende Abschluss am vergangenen Wochenende“, zählt der HSG-Coach auf.
Der Trainer der Hanauer
möchte den Erfolg aber nicht
nur auf die sportliche Ebene
beschränken, sondern betont
auch „die Symbiose zwischen
Spielern und Fans. Wir haben
da in Hanau eine Begeisterung entfacht, und zwar alle
gemeinsam.“ Auch nach dem
großen personellen Umbruch nach der vergangenen
Saison hätte der „Blaue
Block“ der auf vielen Positionen veränderten Mannschaft
„eine Chance gegeben, und
das Team hat die Chance
beim Schopf ergriffen und
sich mit einer emotionalen
und leidenschaftlichen Leistung bedankt. Wir haben dadurch die Idee der HSG-Familie noch mal untermauert,
und das war das eigentliche
Highlight der Saison.“
- Die kommende Saison
Nach dem Saisonfinale haben sich die Grimmstädter
erst einmal zwei Wochen
Pause verdient, danach gebe
es vier Wochen „aktive Erholung“, ehe am 9. Juli Trainingsauftakt sei. Möglich,
dass die HSG dann neben
Rechtsaußen Paul Hüttmann
noch weitere Neuzugänge
präsentieren kann. „Wir gehen mit offenen Augen durch
die Welt“, so Hannes Geist,
der das Team im Rückraum
und im Tor gerne noch breiter aufstellen möchte. „Wir
haben da noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen, sind
aber zum Teil schon ziemlich
weit“, schürt der HSG-Coach
die Hoffnung auf baldige
Vollzugsmeldungen.
Über allem stehe bei den
Neuverpflichtungen aber,
dass sie wie der „etablierte
Drittliga-Spieler“ Hüttmann
nicht nur einen sportlichen
Mehrwert bringen, sondern
auch menschlich ins Team
passen. „Wir machen da
nichts auf Biegen und Brechen“, betont Hannes Geist,
was auch für die Verpflichtung eines neuen Torwart-Trainers gelte: „Da haben wir
auch ein Profil, das wir gerne
hätten“, so der HSG-Coach
über den noch nicht feststehenden Nachfolger von Markus Breidenbach.
- Neue Partner
Die HSG Hanau will sich
auch neben dem Spielfeld
weiterentwickeln und konnte für die kommende Saison
bereits zwei neue Partner
präsentieren. Als Ausrüster
fungiert ab dem Sommer
Craft Sportswear, das damit
Jako ablöst. „Wir sind Jako
sehr dankbar, dass sie den
Weg mit uns in den vergangenen Jahren mitgegangen
sind, möchten nun aber die
Chance auf den nächsten
Schritt wahrnehmen.“ Großer Vorteil des neuen Ausrüsters sei es, dass dieser nicht
nur Sportbekleidung abdecke, sondern auch Felder wie
Business oder Workwear. Als
Getränkepartner konnte die
HSG die Staatliche Mineralbrunnen AG Bad Brückenau
gewinnen, die künftig unter
anderem Wasser und Schorlen anbieten wird; die Partnerschaft mit der Glaabsbräu-Brauerei bleibt davon unberührt.