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Sommerinterview mit Hannes Geist: Teil 1 – ein Blick auf die neue Saison
Foto: Xaver Spenkoch
Bericht Männer 1 Allgemein
Montag, 01.07.2024 - 974 Klicks
Sommerinterview mit Hannes Geist: Teil 1 – ein Blick auf die neue Saison
Cheftrainer und Geschäftsführer der HSG Hanau im zweiteiligen Interview zum Start der Saisonvorbereitung

Am heutigen Montag hat die HSG Hanau ihre Vorbereitung auf die neue Saison 2024/25 in der 3. Liga Süd-West begonnen. Dabei stießen nicht nur neue Gesichter zum Team von HSG-Trainer und Geschäftsführer Hannes Geist hinzu, sondern in der Staffel trifft Hanau ebenfalls auf einige neue Gegner. Wir haben uns mit Geist zum großen Sommerinterview verabredet. In zwei Teilen kommen dabei sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Situation der Grimmstädter zur Sprache. In diesem ersten Abschnitt blicken wir mit Geist zunächst auf die anstehende Sommervorbereitung und die neue Saison.

Dies ist der erste Teil unseres Interviews. Teil 2 findet sich hier auf der HSG-Webpage

Hallo Hannes, wie geht es Dir und hast du die vergangenen trainingsfreien Wochen genießen können?

Hannes Geist: „Mir geht es wirklich gut! Die Vorfreude steigt, da jetzt wieder die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt. Wir haben ein wirklich gutes Team zusammen. In der aktiven Pause haben wir schon gesehen, dass die Jungs heiß auf den Trainingsstart sind. Durch meine Doppelfunktion hatte ich in der trainingsfreien Zeit das eine oder andere zu tun.  Dabei standen die Nachbetrachtung der vergangenen Saison und die Planung der neuen Spielzeit für mich an. Auch ein paar freie Tage mit der Familie habe ich genießen können. Ich freue mich, dass es jetzt wieder los geht und wir die Mannschaft auf die diesjährige Drittligarunde vorbereiten dürfen.“

Die Spielzeit 2023/24 hat die HSG Hanau in der Staffel Süd-West als Tabellenfünfter abgeschlossen und das trotz einiger Höhen und Tiefen im Saisonverlauf. Wie zufrieden bist Du mit der abgelaufenen Runde?

Geist: „Ich glaube wir können die Leistung unserer Jungs nicht hoch genug einschätzen. Als Trainer will man natürlich immer höher, schneller, weiter – doch hier muss man einfach sagen, dass die Jungs eine super Runde gespielt haben. Wir hatten sehr viele Höhen und Tiefen. Das hat schon in der Vorbereitung mit vielen Verletzten angefangen. Gegen Ende des Kalenderjahres haben wir uns dann wirklich stabilisiert, aber im Februar den einen oder anderen Punkt zu viel abgegeben. Da ist uns scheinbar etwas die Zuversicht verloren gegangen. Obwohl wir das gut abfangen konnten, ging dann nach Ostern die große Verletzungsmisere los. Wie unsere noch fitten Spieler, unter hoher Belastung, diese schwierige Situation dann aber gelöst haben, ist aller Ehren wert. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir eine solche Truppe, mit so vielen feinen Jungs, bei der HSG Hanau haben. Sie stellen ihr Ego immer hinten an und sich voll den Dienst der Mannschaft. Mit dem fünften Rang haben wir die Platzierung erreicht, die am Ende aufgrund aller Umstände das Maximale an Erreichbarkeit war.“

Als Aufsteiger in die 2. Handball-Bundesliga haben sich, am Ende einer spannenden Aufstiegsrunde, der TuS Ferndorf und die HSG Konstanz durchgesetzt. Hattest Du diese beiden Mannschaften vor der Saison auf dem Zettel?

Geist: „Ehrlicherweise hatte ich Konstanz auf jeden Fall auf dem Schirm, einfach weil sie eine eingespielte Mannschaft und gute punktuelle Verstärkungen hatten. Bei unserem Staffelkonkurrenten  TuS Ferndorf war ich zu Beginn etwas skeptisch, doch sie haben sich in einen unglaublichen Flow gespielt, gute Entscheidungen getroffen und sind so absolut verdient, mit nur einem Minuspunkt, aufgestiegen. Von daher Glückwunsch an beide Teams und ich drücke die Daumen und wünsche viel Erfolg in der 2. Handball-Bundesliga.“

Das Verletzungspech zog sich in der vergangenen Saison leider wie ein roter Faden durch den Spiel- und Trainingsbetrieb. Du hast selten mit deinem kompletten Kader trainieren können? War das einfach nur Pech oder analysiert ihr die Hintergründe für den Neustart jetzt im Juli?

Geist: „Selbstverständlich haben wir das analysiert. Ich denke, dass es ein Zusammenspiel aus sehr vielen Faktoren war. Wenn man aber feststellt, dass 80 Prozent der Verletzungen immer und immer wieder unter Körperkontakt entstanden sind, dann kann man das in der Sportart Handball, die nun einmal ein Kontaktsport ist, nicht verhindern. Natürlich war an der einen oder anderen Stelle auch Pech mit dabei. Wir werden sicherlich versuchen, das eine oder andere noch anzupassen und besser zu machen. Man muss dazu aber auch sagen, dass wir im Jahr zuvor größtenteils – bis zur Aufstiegsrunde – von Verletzungen verschont geblieben sind.“

Obwohl der Kader zum Saisonende 2023/24 sehr ausgedünnt war, habt ihr vor allem durch das verzahnte Arbeiten mit zahlreichen Youngstern aus der Oberliga und den A-Jugendlichen der HSG profitieren können, oder?

Geist: „Das stimmt! Dankenswerterweise haben wir es in dieser Saison wieder geschafft, in Zusammenarbeit mit der 2. Mannschaft und A-Jugend das Ganze aufzufangen und den Kader so zumindest für die meisten Trainings aufzufüllen. Diese jungen Spieler haben im Training immer alles gegeben und wollten sich unbedingt zeigen. Der eine oder andere hat dann zum Saisonende auch Einsatzzeiten in der 3. Liga sammeln können. Man hat gesehen, zu welchem Kraftakt der Verein, in dieser schwierigen Phase der Saison, in der Lage war. Für den Trainingsstart haben wir jetzt, bis auf wenige Ausnahmen, wieder alle Mann mit an Bord.“

Auch in diesem Jahr gab es sicher wieder einige sportliche Höhepunkte. Was waren deine Highlights der Saison 2023/24?

Geist: „Das emotionale Highlight war definitiv das Heimspiel gegen den TV Gelnhausen kurz vor Ostern. Unsere Main-Kinzig-Halle war an einem Gründonnerstag pickepackevoll und wir hatten eine wirklich geile Stimmung durch den Blauen Block und unsere zahlreichen Fans. Sowohl positiv als auch negativ war dann das Erlebnis in Nieder-Roden. Da machten wir ein wirklich überragendes Spielt und hätten eine Niederlage eigentlich nicht verdient, aber so ist eben der Sport. In der Zeit nach Ostern sind wir als Mannschaft noch einmal enger zusammengewachsen Selbst unsere A-Jugend, die sich eigentlich auf ihre Bundesliga-Qualifikation vorbereitet hat, stellte sich unter hohem Aufwand in den Dienst der Drittligamannschaft. Das waren für mich die drei großen Schlüsselpunkte der vergangenen Saison.“

Wenn wir uns einen Spieler herauspicken müssten, der in den vergangenen 12 Monaten eine beachtliche Entwicklung genommen hat, dann ist das sicherlich Cedric Schiefer. Nicht ohne Grund durfte unser gefährlicher Offensivmann in der Weihnachtszeit per Zweitspielrecht beim TV Großwallstadt aushelfen und kam so zu seinem ersten Zweitligaeinsatz. Wie wichtig ist er für das Spiel der HSG Hanau?

Geist: „Cedric hat einfach über die letzten Jahre eine sehr gut Entwicklung genommen und hat sich das einfach erarbeitet. Nach dem Karriereende von Marc Strohl letzte Saison hat er mehr Einsatzzeiten sammeln können. Wir kennen ihn alle ganz genau und er ist extrem trainingsfleißig und arbeitet sehr akribisch. Aber es war in dieser Spielzeit nicht nur Cedric, sondern auch viele andere Spieler die den nächsten Schritt gemacht haben. Das zeigt einfach, dass wir als Trainerteam eine gute Arbeit leisten.“ 

Reden wir gerne darüber: Wer hat sich in deinem jungen Team besonders weiterentwickelt?

Geist: „Ich spreche dabei von Julian Fulda, der sich auf Linksaußen in den Vordergrund gespielt hat oder Jan Eric Ritter, der geradebei der Spielsteuerung zum Schluss auf sich aufmerksam machen konnte. Auch ein Jonas Ahrensmeier im Rückraum, der in Überzahl immer gute Entscheidungen getroffen hat und der uns nun leider verlässt. Das spricht für unseren Verein und das Trainerteam. Wir schaffen es einfach immer wieder, unsere Spieler noch besser zu machen. Nils Schröder, Torben Scholl und Max Moock haben zum Saisonschluss ihre Entwicklung auch auf dem Feld präsentieren können.“

Auch in diesem Jahr ist Hanau wieder in der Süd-West Staffel gesetzt. Zwar wurden die Zweitliga-Absteiger aus Aue und Vinnhorst in den anderen Staffeln einsortiert, wir haben dennoch einige neue Namen in der Liga. Was können wir von der Staffel in diesem Jahr erwarten?

Geist: „Es ist schwierig, diese Liga einzuschätzen. Sicherlich ist auf dem Papier Krefeld Niederrhein der klare Favorit auf den ersten Tabellenplatz, schließlich haben sie sich auch noch einmal verstärkt. Ich bin auch sehr gespannt darauf, wie Saase3 Leutershausen performen wird. Saarlouis hat bereits in der letzten Saison Ambitionen nach oben angemeldet. Ich denke, wir können uns auf eine ausgeglichene Staffel freuen, in der wir in jedem Spiel einhundert Prozent unserer Leistungsfähigkeit abrufen müssen.“

Mit Marquardt, Ahrensmeier, Can, Scholl und Moock sowie Athletiktrainer Björn Pape haben wir zum Ablauf der Saison 2023/24 insgesamt sechs Abgänge aus dem Drittligateam verzeichnet. Lässt sich da von einem Umbruch sprechen?

Geist: „Einen Umbruch würde ich das jetzt nicht nennen, denn wir hatten in den letzten Jahren immer wieder Zu- und Abgänge. Das gehört zur Entwicklung der HSG Hanau einfach dazu und ist ein normaler Prozess. Wir wollen nun unsere zwei neuen Spieler integrieren und auch die HSG-Jugendspieler, die zum Schluss der letzten Spielzeit gut performt haben, weiter an das Niveau heranführen. So möchten wir eine erfolgreiche Saison spielen.“

Für Rückraumspieler Jonas Ahrensmeier und Torhüter Can Adanir wurde bereits Ersatz gefunden. So kommen mit Theo Surblys und Saad Khan zwei positionsgleiche Neuzugänge in die Grimmstadt. Was können wir von den beiden Akteuren erwarten und haltet ihr weiter Ausschau nach Akteuren, die in das Profil der HSG Hanau passen?

Geist: „Wie in jedem Jahr gilt: Wir halten Augen und Ohren offen und schauen uns weiter auf dem Markt um. Ich denke aber, dass das Gesamtpaket einfach stimmen muss. Wir wollen da auch keine Schnellschüsse machen. Zudem muss man auch sagen, dass wir mit Philipp Busse, der nach seiner Verletzung zwar noch ein halbes Jahr brauchen wird, auch Akteure in der Hinterhand haben. Wenn er wieder fit ist, brauchen wir auch für ihn einen Platz. Unseren jungen Wilden aus der eigenen Jugend wollen wir ebenfalls eine Plattform bieten. Wenn alle fit sind, hat unser Kader sehr viel Qualität. Mit Theo haben wir nun einen Akteur bekommen, der unserem Spiel noch ein paar neue Aspekte gibt und Saad ist einfach ein positiv verrückter Torhüter, der sich bei uns im Verein super integrieren dürfte. Wir wollen 30 Spieltage lang tolle Spiele zeigen und danach wird abgerechnet.“

Max Moock und Torben Scholl galten im Drittligateam als Perspektivspieler und sammelten vor allem viel Einsatzzeit im Oberligateam. Können wir auch in dieser Saison wieder damit rechnen, dass sich Akteure aus unserem talentierten Nachwuchs in der 3. Liga zeigen werden?

Geist: „Wir bieten unseren Nachwuchsspieler, immer verzahnt über das Training der A-Jugend oder zweiten Mannschaft an, beim Drittligateam zu mitzutrainieren. Das halten wir auch in dieser Saison wieder so, natürlich in Absprache mit allen anderen Trainern. Bislang machen das die Jungs, die wir dafür in diesem Sommer ausgewählt haben, sehr gut. Die Tür steht für jeden offen. Wir wollen den Jungs einfach die Möglichkeit geben, im Training richtig toll zu performen und dann erhalten sie auch die Chance in der 3. Liga. Ich gehe fest davon aus, dass auch in dieser Saison sich wieder der eine oder andere Spieler zeigen wird.“  

Am 1. Juli starten deine Mannschaft und Du in die anstrengende Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Wie sieht euer Vorbereitungsplan aus? Habt ihr spannende Testspiele vereinbart?

Geist: „Unser Vorbereitungsplan sieht so aus, dass wir zwei Blöcke von knapp vier Wochen absolvieren werden.  Vom 1. bis zum 26. Juli haben wir unsere erste Vorbereitungsphase, in der wir den Fokus sehr auf die natürlichen körperlichen Voraussetzungen legen werden, aber auch handballerische Aspekte nach vorne bringen wollen. In der zweiten Vorbereitungsphase werden wir dann den Großteil unserer Testspiele absolvieren. Dabei treffen wir gleich in der Vorbereitung auf den Dessau-Roßlauer HV 06 aus der 2. Liga.“

Aber ihr testet natürlich auch gegen zwei attraktive ligagleiche Mannschaften, richtig?

Geist: Genau! Wir wollen in der Vorbereitung gegen die Wölfe Würzburg und die Rhein-Neckar Löwen II unser Können zeigen. Beides Mannschaften aus anderen Staffeln der 3. Liga, mit anderen Spielweisen und einem anderen Charakter. Wir wollen uns sehr intensiv vorbereiten und dann am 31. August, beim Ligaauftakt gegen den TV Korschenbroich, sehr gut performen. Wir als Trainerteam freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Jungs und auch das Team freut sich auf diese Vorbereitung. Es wird eine intensive Zeit, in der wir als Mannschaft weiter zusammenwachsen wollen.“

Vielen Dank für das Gespräch!

Artikel geschrieben von Lucas Mertsching am 01.07.2024
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