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„Hatte keine Anlaufschwierigkeiten“ – Hanaus Neuzugang Paul Hüttmann im Interview
Foto: Xaver Spenkoch
Bericht Männer 1
Samstag, 04.11.2023 - 892 Klicks
„Hatte keine Anlaufschwierigkeiten“ – Hanaus Neuzugang Paul Hüttmann im Interview
Über die ersten Monate beim neuen Team, seine persönlichen Ziele und die Fußballvergangenheit

Seit Sommer 2023 läuft Paul Hüttmann beim Handball-Drittligisten HSG Hanau auf Rechtsaußen auf. Der 22-Jährige wechselte vor der aktuellen Spielzeit vom TV Gelnhausen in die Grimmstadt und bekam durch die Verletzung von Dennis Gerst direkt viele Spielanteile im Team von Trainer Hannes Geist.

25 Tore erzielte der Linkshänder in den ersten neun Partien für die Spielgemeinschaft aus Kesselstadt und Steinheim. Dabei hatten die Hinrunde für ihn bereits mehrere Highlights auf Lager: z.B. das Pokalspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen und das Derby gegen seinen ehemaligen Club. Zeit also, um mit Paul Hüttmann ein Interview über seine ersten Monate im Verein zu führen.

Hallo Paul, rund vier Monate stehst du jetzt schon bei der HSG Hanau unter Vertrag. Mit dem Team hast du die komplette Vorbereitung absolviert und schon einige spannende Handballabende erlebt. Wie gut hast du dich in Hanau bereits einleben können?

Paul Hüttmann: „Super gut. Schon während der Vorbereitung habe ich mich hier super einleben können. Das war auch garnicht schwer, da die Jungs nicht so viele Neuzugänge im Sommer hatten und mich dementsprechend sehr gut aufgenommen haben. Auch das Trainerteam war in seiner Kommunikation mit mir immer sehr offen. Daher hatte ich keine Anlaufschwierigkeiten.“

Du deutest es ja bereits an, du warst im Sommer der einzige Neuzugang für die HSG Hanau. Gab es ein besonderes Ritual für „den Neuen“ im Team?

Paul Hüttmann: „Zum Einstand gehört es sich glaube ich in jedem Verein, dass man der Mannschaft ein kurzes Ständchen singt. Das haben wir nach Spiel in Ferndorf gemacht. Da habe ich denke ich ganz gut abgeliefert. (lacht)“

Torhüter Can Adanir kennst du schon aus deiner Zeit beim TV Großwallstadt. Wie einfach hat das die Integration in das Team gemacht?

Paul Hüttmann: „Ich würde es garnicht auf Can alleine beziehen, wir haben damals auch nur ein halbes Jahr zusammengespielt. Aber ich glaube, dass es sehr geholfen hat, dass ich vielen meiner neuen Mitspieler bereits begegnet bin. Robin Marquardt zum Beispiel kannte ich schon über seinen Bruder Cedric, mit dem ich in Gelnhausen zusammengespielt habe und Dziguas Jusys konnte ich in meiner Zeit bei den TVG Junioren kennenlernen. Da wir ausgerechnet beide damals verletzt waren, haben wir viel Zeit zusammen im Kraftraum verbracht. Außerdem ist man sich bei einigen Derbys über den Weg gelaufen.“

Als der Anruf von Hannes Geist für einen Wechsel in die Grimmstadt kam, kanntest du die Hanauer ja bereits aus den Derbypartien mit dem TVG. Was hat für dich den Ausschlag gegeben, dich der HSG anschließen zu wollen?

Paul Hüttmann: „Ausschlaggebend waren einige Faktoren. Zum einen habe ich im Mai einen Verein gesucht, nachdem es für mich in Gelnhausen nicht mehr weiterging. Umso schöner war es dann, als die Anfragen u.a. auch aus Hanau reinkamen und man gemerkt hat, dass man als Spielertyp gebraucht wird. Ich bin sehr froh, dass ich mich der HSG anschließen konnte, denn in der Region weiß man, dass Hanau eine gute Adresse ist. Auch in den Derbys hatte ich das Team immer als überragenden Gegner wahrgenommen und nach der tollen Saison der HSG im Vorjahr, war der Wechsel in die Grimmstadt eine wirklich interessante Option für mich. Für mich war klar, dass ich meinen Fokus weiter auf den Handball legen will und war direkt von der HSG überzeugt.“

Als neuer Spieler bei der HSG Hanau hast du in den ersten Monaten direkt zwei echte Handball-Highlights erleben können. Zum einen das Derby bei deinem ehemaligen Verein und zuvor auch das DHB-Pokalspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen. Wie hast du die beiden Handballabende erlebt?

Paul Hüttmann: „Als Handballer freut man sich auf solche Spiele gegen höherklassige Teams. Hamm hatte kurz zuvor noch 1. Liga gespielt. Das Ergebnis war dann leider etwas ernüchternd. Wir waren zwar sehr gut eingestellt und voll motiviert, aber so deutlich den Klassenunterschied zu spüren war nicht das, was wir uns erhofft hatten.  Natürlich ist uns allen bewusst, dass an einem solchen Abend vieles klappen muss, um eine Chance zu haben. Dennoch war es ein super cooles erstes Pflichtspiel für mich und eine ganz besondere Erfahrung.

Auf die Partie in Gelnhausen hatte ich mich dann ganz besonders gefreut. Die ganzen Jungs wiederzutreffen. Die Stimmung war, wie immer wenn Hanau gegen den TVG spielt, einfach super. Ein Megaspiel, welches am Ende leider Unentschieden ausging. Beide Teams hatten aber die Chance,  das Ding irgendwie für sich zu entschieden. Es hat Spaß gemacht, wieder an der alten Wirkungsstätte aufzulaufen und ich freue mich nun darauf, in der Rückrunde die beiden Punkte in Hanau zu behalten!“

Wir erwischen dich hier gerade in einer spielfreien Woche. Nach er der zuletzt anstrengenden Zeit hat euer Coach euch nun vier trainingsfreie Tage verordnet. Wie sehr freut dich die momentane Handballpause?

Paul Hüttmann: „Ich glaube da kann ich für jeden Handballspieler sprechen, dass so eine Pause auch einmal gut tut, um Kleinigkeiten auszukurieren – vom letzten Spiel habe ich auch noch eine kleine Blessur – und vor allem um den Kopf freizukriegen. So ein freies Wochenende ist da super, um einmal runterzukommen und nicht jeden Tag mit dem Handball zu tun zu haben.“

Eigentlich warst du in dieser Saison gemeinsam mit Dennis Gerst als Duo auf Rechtsaußen eingeplant. Nun fehlt die Hanauer Nummer 7 bereits seit dem Saisonende 2022/23. Wie kräftezehrend ist es, die rechte Seite momentan alleine bespielen zu müssen?

Paul Hüttmann: „Unser Spielstil ist eben schnell und das ständige Umschalten kann an die Substanz gehen. Das Trainerteam gibt mir aber auch die Pausen, die ich brauche. Zudem bin ich nicht alleine auf der Position, sondern Niklas Schierling kann dort auch spielen und hat seine Sache gegen Homburg auf Rechtsaußen ebenfalls super gemacht, als es bei mir – abgesehen von den Siebenmetern – an dem Tag nicht besonders gut lief.“

Als Team hattet ihr euch in der Vorbereitung das Ziel gesetzt, möglichst weit oben mitspielen zu wollen. Nach etwas Sand im Getriebe zu Beginn der Saison, habt ihr nun aber eine kleine Serie mit drei Siegen in Folge starten können. Was habt ihr in dieser Saison noch vor?

Paul Hüttmann: „Unser Ziel ist weiterhin dasselbe. Wir wollen uns möglichst weit oben in der Tabelle platzieren. Was wir diese Saison noch vorhaben, ist relativ schwer zu beantworten. Wenn man sieht, wie wir die letzten drei Spiele gestaltet haben, kann man sehen, dass es schnell wieder besser laufen kann. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit und wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es so weitergeht. Die Saison ist noch lang und wir wollen von Spiel zu Spiel und von Woche zu Woche schauen. Die Etappe bis Weihnachten wird jetzt noch einmal hart, mit einigen schwierigen Auswärtsspielen. Wir wollen so viele Punkte wie möglich mitnehmen und dann spiegelt sich das auch in unserem Tabellenplatz wieder.

Was sind deine persönlichen sportlichen Ziele in diesem Jahr? Wo willst du dich noch weiterentwickeln?

Paul Hüttmann: „Nach wie vor will ich gut im Team und im Verein ankommen und mich mehr und mehr integrieren, dabei auch die Menschen kennenlernen, die den Handball in Hanau ausmachen. Sportlich tue ich mir gerade etwas schwer, gerade in den Abschlüssen. Da muss ich wieder meine Leichtigkeit finden. In der Vorbereitung hatte ich eigentlich eine gute Quote von außen. Gemeinsam mit dem Trainerteam will ich dort wieder hinkommen und einen Schritt nach vorne machen. Das Niveau aus den letzten Spielen wollen wir als Mannschaft weiter hochhalten. Wir hatten schon einige Partien, in denen wir 40 Minuten überragend waren, aber der nächste Schritt ist jetzt, das wir das auch über die volle Spielzeit und gegen Gegner wie Krefeld hinkriegen.“ 

Neben dem Handballsport studierst du an der Technischen Hochschule Aschaffenburg das Fach Erneuerbare Energien und Energiemanagement. Mit fünf Mal Training die Woche und den zahlreichen Pflichtspielen sicher kein leichtes Unterfangen. Wie gestaltest du deinen Tag und vor allem die wenige Freizeit, die dir bleibt?

Paul Hüttmann: „Aktuell habe ich tatsächlich relativ viel Freizeit. Bei uns ist das Studium so aufgebaut, dass man in den höheren Semestern Schwerpunkte wählt, die dann blockweise verlaufen. Da ich mich momentan im 7. Semester befinde, habe ich an zwei Tagen die Woche den ganzen Tag Vorlesungen und gehe dann direkt ins Training. Dafür habe ich aber an den restlichen Tagen fast keine Vorlesungen und kann mir meine Zeit selbst einteilen und will diese in Zukunft noch für einen Werksstudentenjob nutzen. Für mich ist das aber alles nicht neu. Bereits seit der Oberstufe trainiere ich fünf Mal die Woche und habe meine Wochenabläufe gut strukturieren können.“

Was die wenigstens vielleicht wissen: Du hast deine sportliche Laufbahn eigentlich als Fußballer begonnen und in der Jugend die Sechserposition bei der SpVgg Niedernberg gespielt. Erzähl mal, wie kam es zu dem Wechsel zum Handballsport?

Paul Hüttmann: „Das stimmt, mein Bruder hat damals Fußball gespielt und ich habe den Sport dann auch ausprobiert. Als ich 10 Jahre alt war, hatte ich zwei Freude, die beim TV Niedernberg Handball gespielt haben. Da hat man sich gegenseitig zu der jeweiligen Sportart dazu geholt. Mit nur zwei Mal Training in der Woche ging das zu diesem Zeitpunkt noch. Tatsächlich waren wir einer der ersten Jahrgänge, die wieder für den TV Niedernberg Handball gespielt haben – nachdem die Sportart dort lange brach lag. Als Jugendmannschaft hatten wir eine erfolgreiche und tolle Zeit. Wir haben das zwei Jahre mit der Doppelbelastung so durchgezogen, aber dann wurden die Überschneidungen zu groß – gerade bei den Spielterminen. Daher haben wir uns alle für den Handballsport entschieden. Für mich war das die richtige Entscheidung, denn wenig später durfte ich auch in die Hessenauswahl und bin im Anschluss nach Großwallstadt gewechselt.“

Der Blaue Block sorgt in der Main-Kinzig-Halle immer für sensationelle Stimmung. Die Erfahrung hast du bereits als Teil der Gastmannschaft in Hanau gemacht. Wie sehr pusht dich die Atmosphäre in der MaKi nun als Spieler der HSG?

Paul Hüttmann: „Eine überragende Fanszene ist ein wichtiger Bestandteil für jeden Verein und das haben wir hier in Hanau mit dem Blauen Block ganz besonders. Da sind viele dabei, die wirklich jede Woche in die Halle kommen und uns immer unterstützen, egal wie es läuft. Gegen Longerich hat man gesehen, wie wichtig das für uns ist, als die Halle von Anfang an da war und uns hochgepusht hat. Da kann man sich schon in einen Rausch spielen. Das funktioniert aber auch, wenn es mal in die andere Richtung läuft und wir mit ein paar Toren zurückliegen. Wenn die Main-Kinzig-Halle da ist, will man als Spieler noch einmal alles reinwerfen.“

Am 11. November trefft ihr nach der Herbstpause auswärts auf die HG Saarlouis. Gerade in der Fremde immer ein schwieriger Gegner. Worauf müsst ihr dort achten?

Paul Hüttmann: „Das wird ein schwieriges Spiel. Saarlouis ist auswärts ein extrem unangenehmer Gegner. Die Halle am Stadtgarten wird meist sehr voll und kann ein richtiger Hexenkessel werden. Da passen richtig viele Leute rein, auf beiden Seiten des Spielfeldes. Es ist glaube ich einfach wichtig, dass wir von Beginn an unser System spielen und uns nicht am Anfang in einen Rückstand bringen, der in einer solchen Atmosphäre schwer aufzuholen ist. Wir müssen uns auf unsere eigenen Stärken besinnen und auf den Matchplan verlassen, denn in den letzten Partien hat man gesehen, dass wir dann befreit aufspielen können. Die Qualität, um in Saarlouis zu gewinnen, haben wir auf jeden Fall. Wir wollen mit einer guten Portion Selbstvertrauen aus den letzten Spielen und einer hohen Konzentration dort antreten und die zwei Punkte mitnehmen.“ 

Vielen Dank für das Gespräch! 

Artikel geschrieben von Lucas Mertsching am 04.11.2023
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