Ein denkwürdiger Abend liegt hinter den Handballern der SG Bruchköbel und der HSG Hanau II, aber auch hinter den rund 700 Fans, die das Oberliga-Derby am Freitagabend in der Dreispitzhalle verfolgten. Tolle Stimmung auf den Rängen, Kampf pur auf dem Spielfeld, Führungswechsel und Spannung bis zur letzten Sekunde - was den Reiz von Handball ausmacht, war im Derby zu sehen. So gab es am Ende des Abends keinen Gewinner (26:26).
Das Derby war vor allem so etwas wie die Wiederauferstehung der SG Bruchköbel. Nach zwei Jahren in der 3. Liga hatte die Corona-Pandemie dem Verein schwer zugesetzt, der Abstieg bis in die Landesliga folgte. Nun ist der einstige Oberliga-Dino mit vielen Eigengewächsen zurück in Hessens höchster Spielklasse und beim Derby gegen die zweite Mannschaft der Hanauer dürften bei vielen Zuschauern Erinnerungen an denkwürdige Handball-Abende in der Dreispitzhalle hochgekommen sein.
Ungenauigkeiten und technische Fehler auf beiden Seiten führten dazu, dass sich auf der Anzeigetafel anfangs nicht viel tat, nach gut fünf Minuten stand es 1:1. Daran hatten die starken Abwehrreihen auf beiden Seiten keinen geringen Anteil, denn sowohl die 3:2:1-Deckung der Gäste als auch die defensivere 6:0 der Bruchköbeler punkteten durch hohe Laufbereitschaft und verhinderten dadurch klare Chancen.
Nach kurzer Anlaufphase hatten sich die Mannschaften aber aufeinander eingestellt, die Stimmung griff von den Rängen immer mehr aufs Spielfeld über, wo sich eine muntere Partie entwickelte. Dabei hatte die HSG meist knapp die Nase vorn, aber Bruchköbel ließ zunächst nicht abreißen und riss das Publikum immer wieder mit - wie beim Treffer zum 8:8, als Fynn Broßmann in Unterzahl den Ball stibitzte und den Tempo-Gegenstoß weit jenseits des Neunmeters erfolgreich abschloss. Meist mussten sich die Gastgeber ihre Tore aber hart erarbeiten. Bei der HSG war da mehr Leichtigkeit, die Grimmstädter kamen auch deutlich häufiger ins Tempospiel.
Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff hatte sich Hanau dadurch auf 12:9 abgesetzt, aber Bruchköbel hielt mit Kampfgeist und kompromissloser Entschlossenheit dagegen. So fiel der Ausgleich zum 12:12 nur, weil SGB-Linksaußen Ole Warm noch nach einem Ball hechtete, den die Mehrzahl der Zuschauer schon abgeschrieben hatte. Hanaus Trainer Kai Nober ärgerte sich, dass seine zuvor so effizient angreifende Mannschaft sich gerade in dieser Phase einige individuelle Fehler leistete, sodass die Hausherren beim Pausenpfiff wieder auf 14:15 herangekommen waren. Bei den Gastgebern war inzwischen Mike Bätz im Tor, die HSG hatte Siebenmeter-Killer Max Gronostay eingewechselt, und die Torhüter waren im zweiten Durchgang ein viel größerer Faktor als in der ersten Halbzeit: Die beiden Schlussmänner lieferten sich nun ein Fernduell. In den Schlussminuten sah es dann so aus, als ob die unermüdlich kämpfenden Gastgeber das bessere Ende für sich hätten: Zwei Tore Vorsprung, dazu Überzahl - gute Chancen auf den zweiten Saisonsieg. Aber auch die Hanauer bewiesen tolle Moral, stemmten sich gegen die drohende Niederlage und profitierten davon, dass bei der jungen Bruchköbeler Mannschaft ein Routinier fehlte, der in einer solchen Phase den entscheidenden Schlag setzen konnte.
Angesichts des 26:26 und des Auf und Ab hielt sich der Jubel auf beiden Seiten in Grenzen, zu schön wäre ein Sieg im Derby gewesen und zu wichtig die zwei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Vom Spielverlauf her, da waren sich aber beide Seiten einig, war das Remis das einzig mögliche Ergebnis: „Am Ende des Tages ist das Unentschieden gerecht.“