HSG|News
Kein Favorit, aber auch kein Underdog
Foto: Scheiber / Verein
Pressebericht
Freitag, 14.04.2023 - Hanauer Anzeiger|1.484 Klicks
Kein Favorit, aber auch kein Underdog
Interview mit Reiner Kegelmann und Frank Schmitt

Die Crème de la Crème der 3. Handball-Liga kämpft ab diesem Wochenende um zwei Aufstiegsplätze für die 2. Liga. Zum dritten Mal in Folge unter den besten Drittligisten Deutschlands ist die HSG Hanau, die sich im Falle eines Aufstiegs aber einer Hallenproblematik gegenüber sieht.Die Crème de la Crème der 3. Handball-Liga kämpft ab diesem Wochenende um zwei Aufstiegsplätze für die 2. Liga. Zum dritten Mal in Folge unter den besten Drittligisten Deutschlands ist die HSG Hanau, dieDie Crème de la Crème der 3. Handball-Liga kämpft ab diesem Wochenende um zwei Aufstiegsplätze für die 2. Liga. Zum dritten Mal in Folge unter den besten Drittligisten Deutschlands ist die HSG Hanau, die sich im Falle eines Aufstiegs aber einer Hallenproblematik gegenüber sieht.

Hanau – Die HSG Hanau startet am Samstag mit einem Auswärtsspiel beim HC Oppenweiler/Backnang (20 Uhr) in die Aufstiegsrunde und am Freitag, 21. April, kommt mit dem EHV Aue ein echter Gradmesser in die Main-Kinzig-Halle (20.15 Uhr). Aber ist Profihandball machbar in Hanau? Vor dem ersten Anpfiff in den Play-offs haben die beiden Sportlichen Leiter Reiner Kegelmann und Frank Schmitt, die zudem Gründungsmitglieder der HSG Hanau sind, im Interview einen Blick auf die Hallen in Hanau geworfen und gesagt, dass Zweitliga-Handball Stand jetzt möglich ist - durch eine Sondergenehmigung auf Zeit. Der Verein hat fristgerecht in der vergangenen Woche die Lizenzunterlagen eingereicht und hat das Feld bestellt - alles Weitere liege in Händen der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises. Druck auf die Mannschaft gibt es vonseiten des Vereins aber keinen. Da lautet das Motto: Alles kann, nichts muss. Anders sieht es in Sachen Zuschauer aus, da wünschen sich die beiden Macher der HSG eine pickepackevolle Main-Kinzig-Halle.


Wer sind in der Aufstiegsrunde die stärksten Teams?

Kegelmann: Das sind für mich Aue, Vinnhorst, Hildesheim und Emsdetten.

Schmitt: Meine Favoriten sind Aue, Vinnhorst und Emsdetten. Aue und Emsdetten sind ehemalige Zweitligisten, die haben ganz andere Strukturen als andere Drittligisten. Und Vinnhorst ist eine unbekannte Größe. Die Mannschaft spielt seit Jahren in der Spitzengruppe der Nord-Gruppe mit und wird von Sponsoren gut unterstützt, das merkt man einfach.

Und die Chancen der HSG Hanau?

Schmitt: Wir spielen jetzt das dritte Mal in der Aufstiegsrunde mit. Das erste Mal sind wir über den Grünen Tisch reingekommen und haben uns jetzt das zweite Mal sportlich qualifiziert. Wir wollen eine gute Rolle spielen. Das letzte Mal hatten wir die komplette Mannschaft wegen Corona hinter dem Tor sitzen gehabt - also schauen wir mal. Chancenlos werden wir nicht sein, wir werden aber auch nicht als Favorit genannt werden.

Kegelmann: Ferndorf behauptet von sich, ein kleiner Mitfavorit zu sein. Wir haben in Ferndorf ganz knapp verloren und sie bei uns zu Hause hoch geschlagen. Bei uns muss erst mal jemand gewinnen. Vom Los her geht es eigentlich für uns: wir haben Aue, Emsdetten, Krefeld und Braunschweig zu Hause. Und wenn man die Heimspiele gewinnt, ist man schon mal vorne dabei. Ankommen wird es auf die ersten zwei Spiele: Wie starten wir in die Runde? Und dann muss man sehen, wie es weitergeht. Dann kann es zum Selbstläufer werden, es kann aber auch in die andere Richtung gehen. Wir sehen das ganz locker, unser Ziel ist erreicht und der Mannschaft kann man alles zutrauen. Wir sagen nicht zur Mannschaft, ihr dürft nicht oder ihr müsst. Es ist alles ganz entspannt.

Aber steht denn irgendwann das Ziel 2. Liga auf der Agenda der HSG Hanau?

Kegelmann: Das ist das Ziel, das wir haben. Denn wir sind Sportler. Und ein Sportler, der nicht sagt, er will immer mehr erreichen, hat irgendwo sein Ziel verfehlt. Natürlich will man immer weiter nach oben. Aber es muss alles mitspielen, das Umfeld muss stimmen. Das ist von Anfang an unser Steckenpferd, wir bereiten immer erstmal das Umfeld vor, bevor wir den nächsten Schritt gehen. Sonst kann man sehr viel kaputt machen. Wir haben also dieses Jahr keinen Druck, wir müssen nicht hoch. Von der sportlichen Seite her ist der Ehrgeiz aber da.

Schmitt: Jeder Sportler will ja gewinnen, wie Reiner gesagt hat. Das ist bei der Mannschaft nicht anders. Wir haben keinen Druck, wir müssen nicht aufsteigen. Vielmehr können wir wieder lernen und auch sehen, ob Hanau mitgeht.

Was sind denn für die HSG Hanau die größten infrastrukturellen Anforderungen der 2. Liga?

Schmitt: Ganz klar die Halle. Wir brauchen den blauen Handballboden in der 2. Liga (es dürfen nur die für den Handball notwendigen Linien vorhanden sein, Anm. d. Red.), wir müssen um das Spielfeld LED-Banden stellen - das sind zweimal 40 Meter. Dann gibt es noch einen elektronischen Buzzer. Das sind die größten infrastrukturellen Veränderungen, die die HSG umsetzen muss. Und das in der Main-Kinzig-Halle oder in der August-Schärttner-Halle.

Kegelmann: Das geht ein, zwei Jahre mit einer Sondergenehmigung in der Main-Kinzig-Halle. Aber normalerweise braucht die Halle in der 2. Liga auch noch eine gegenüberliegende Tribüne. Und das haben wir in Hanau gar nicht. Die Schärttner-Halle zähle ich dabei nicht als Handballhalle. Das ist für mich eine Leichtathletikhalle, die für Handballspiele in der Bundesliga nicht geeignet ist.

Was macht die August-Schärttner-Halle so unattraktiv für Sie?

Schmitt: Wir haben ja mal ein Spiel dort ausgerichtet, als wir damals in die 3. Liga aufgestiegen sind. Das war eine schöne Kulisse. Das war schön - für ein Freundschaftsspiel. Vom Zuschauerbereich und Catering her ist das gut, nur das Spielfeld ist nicht in der Mitte, dazu die Laufbahn drumherum - das ist einfach keine Handballhalle. Auch wenn 2250 Leute rein passen. Ich sage immer wieder, wir könnten da spielen, wenn es nicht anders geht. Natürlich müssten dann aber Umbaumaßnahmen erfolgen. Da ist die Frage, ist die Stadt bereit, in diesen Bereich zu investieren?

Das bedeutet, dass Zweitliga-Handball per Sondergenehmigung ein oder zwei Jahre in der Main-Kinzig-Halle machbar ist - und dann?

Kegelmann: Dann schauen wir mal, was passiert. Das liegt dann nicht bei uns als Verein. Wir können leider keine neue Halle bauen. Da muss dann im Umfeld geschaut werden, was es für Möglichkeiten gibt.

Schmitt: Das kann nur mit dem Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau - dazu gehört ja auch noch das große Wort Kreisfreiheit - gehen. Das mit der Sondergenehmigung haben wir im Hintergrund abgefragt, das würde klappen. Die haben auch schon andere Vereine bekommen. Die bekommt man aber nur für ein oder zwei Jahre.

Wie funktioniert das dann mit dem Boden: Muss die HSG den Boden kaufen und vor jedem Spiel legen?

Schmitt: Ganz genau. Das wird genauso passieren, wie das die White Wings auch machen mussten.

Kegelmann: Zu jedem Heimspiel den Boden verlegen, danach wieder abbauen, wieder verlegen, wieder abbauen. Dazu noch die LED-Banden stellen. Das alles 17-mal im Jahr.

Blauer Boden, LED-Banden, Budget: Was sind die finanziellen Anforderungen der 2. Liga?

Schmitt: Unter einer Million Euro geht da wenig. Das ist so das Eintrittsformular: Eine Million benötigst du, um eine spielfähige Mannschaft dahin zu bringen.

Kegelmann: Es hat mit der Mannschaft nur zum Teil zu tun, es ist das Umfeld. Sprich Hallenboden und was da alles dazu kommt. Wir sind gut vernetzt und stehen mit den Zweitligisten TV Hüttenberg und TV Großwallstadt im Austausch. Und wenn man die Etats von den beiden Clubs sieht, unter einer Million Euro Budget braucht man eigentlich nicht in die 2. Liga aufzusteigen, sonst ist es ein verschenktes Jahr. Die Mannschaft würde das mitgehen und alles annehmen, was dazu gehört. Es kommen nämlich feste Wochenspieltage dazu. Das bedeutet, dass die Mannschaft sechs-, siebenmal unter der Woche mit 25 Mann im Bus zum Auswärtsspiel muss und dann auch mit Übernachtung - das ist schon fast Profitum. Das ist ein enormer Aufwand und spielt natürlich auch finanziell rein.

Zur Mannschaft: Bekannt sind bis jetzt die Vertragsverlängerungen mit Kapitän Jannik Ruppert, Robin Marquardt und Maximilian Bergold: Wie ist der Stand bei den anderen Spielern?

Kegelmann: Im Großen und Ganzen gut. Es sind noch ein oder zwei Fragezeichen da, der Rest wird weitermachen.

Planen Sie denn jetzt für die 3. oder die 2. Liga?

Kegelmann: Genau das ist unser Problem. Man muss für die 2. Liga etwas anders planen als für die 3. Liga. Wir haben vor der Runde gesagt, wir gehen das mit unseren jungen Spielern auf drei Jahre an und schauen, wo wir uns punktuell mit auswärtigen Spielern verstärken müssen. Und das hängt ganz klar von der Liga ab. Für die 3. Liga reicht der Kader, auch wenn wir auf der ein oder anderen Position was tun müssen.

Zum Beispiel?

Kegelmann: Wir haben zum Beispiel nur zwei Linkshänder in der Mannschaft. Da müssten schon noch ein oder zwei Linkshänder dazu. Wir haben es ja jetzt gesehen, als sich Luca Braun (rechter Rückraumspieler, Anm. d. Red.) zweimal den Finger ausgekugelt hat - da haben wir auf der Position Probleme bekommen. Da müssen wir was tun. Im Tor müssen wir auch was tun. Fabian Tomm hat klar gesagt, dass er aufhört und sich auf sein Studium konzentriert. Das sind die zwei Positionen, für die wir auch in der 3. Liga was machen müssen. Und wenn es dann hochgeht, dann müssen wir uns das nach den Aufstiegsspielen genauer anschauen.

Sind Sie schon auf Spieler zugegangen oder haben welche im Auge? Das muss ja nach der Aufstiegsrunde wahrscheinlich schnell gehen.

Kegelmann: Im Auge hat man viele. Das ist dann aber auch die Frage, ob man das Ganze finanziell darstellen kann und ob die Spieler dann noch auf dem Markt sind. Das ist jetzt leider das Problem, das wir warten müssen, bis die Runde rum ist oder wir absehen können, es bleibt die 3. Liga oder wird doch die 2. Liga.

Schmitt: Das ist der Spagat, den man leider gehen muss. Wie in jeder Sportart, in der es Aufstiegsspiele oder Relegationsspiele gibt. Wir müssen zweigleisig planen. Klar, in der 2. Liga brauchen wir gestandene Profis. Aber auch ein gewisses Umfeld: Eine weitere Vorgabe des DHB ist zum Beispiel, dass es eine Geschäftsstelle geben muss. Dafür brauchen wir dann auch Leute.

Was bedeutet das Profitum in der 2. Liga für den aktuellen Kader, in dem vollberufstätige Spieler wie Marc Strohl und Maximilian Bergold dabei sind: Gehen sie die gesteigerten Anforderungen mit?

Kegelmann: Deswegen hat Fabian Tomm gesagt, er kann das zeitlich nicht mehr. Aber dem Rest der Mannschaft, der auch für die neue Saison unterschrieben hat, ist das schon bewusst, was auf sie zukommt. Der Großteil der Spieler - die jungen - sind Studenten. Da ist es nicht so das Problem. Der ein oder andere hat schon einen festen Job, dem ist das aber auch bewusst. Da gehen dann schon ein paar Urlaubstage drauf.

Schmitt: Gerade Maximilian Bergold ist das beste Beispiel. Ihr habt das Interview mit ihm geführt und er sagt, er ist dieses Jahr voll im Job angekommen. Aber wenn wir aufsteigen, dann geht er das mit. Jeder ist sich bewusst, wohin es in der Aufstiegsrunde gehen kann und wir haben von allen die Zusagen.

Das ist ja teilweise Zukunftsmusik. Daher noch mal zurück zur Aufstiegsrunde: Neun Spieltage in sieben Wochen sind ein straffes Programm am Rundenende.

Kegelmann: Das ist jetzt schon Profitum. In der 1. und 2. Liga wird auch zwischen den Jahren gespielt. An so was muss man sich gewöhnen, wenn man hoch will. Dann ist ein 1. Mai kein Radfahrtag mehr, sondern ein Spieltag. Das ist das Los von Halbprofi oder Profi.

Schmitt: Das ist die Schiene zwischen Halbamateurbereich, wozu ich uns zähle, und Profi. Das ist so. Wer hoch will, muss das mitgehen. Dass das durchgetaktet ist, ist gut. Jetzt noch Pause zu machen, macht keinen Sinn. Einerseits stehen die Spieler jetzt im Saft, andererseits muss die Saison auch irgendwann fertig sein.

Auf was können sich die Fans bei den Heimspielen der Aufstiegsrunde freuen?

Schmitt: Die bekommen eine Aufstiegsrunde geboten, die deutschlandweit läuft. Wir sind jetzt im bundesweiten Fokus. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Und auch die Stimmung in der Halle durch unseren Blauen Block ist immer außergewöhnlich. Wir wünschen uns, dass die Main-Kinzig-Halle voll ist. Dann muss erst mal einer bei uns gewinnen.

Kegelmann: Ich sage mal, der erste Anspruch an die Zuschauer ist, der Mannschaft Ehre dafür zu erweisen, was sie dieses Jahr geleistet hat. Der zweite ist: Hanau beziehungsweise das Hanauer Umfeld fordert Spitzensport. Jetzt bekommen sie Spitzensport und sie sollen jetzt bitte auch in die Halle kommen und das Ganze unterstützen. Das ist meine Forderung an die Zuschauer. Denn Mannschaft und Verein können nicht mehr tun. Und jetzt sehen wir, ob Hanau wirklich eine Sportstadt ist und alle dahinter stehen. Dann ebnet das vielleicht auch den Weg zu weiteren Schritten.

Das Gespräch führten

Julia Meiss und Michael Bellack

Zum HSG Hanau-Steckbrief von Reiner Kegelmann



Zum HSG Hanau-Steckbrief von Frank Schmitt

Crème de la Crème der 3. Handball-Liga kämpft ab diesem Wochenende um zwei Aufstiegsplätze für die 2. Liga. Zum dritten Mal in Folge unter den besten Drittligisten Deutschlands ist die HSG Hanau, die sich im Falle eines Aufstiegs aber einer Hallenproblematik gegenüber sieht.

Quelle: Hanauer Anzeiger vom 14.04.2023
Artikel übernommen von Andreas Kautz am 16.04.2023
Meldung
Fr, 09.02.24 - 351 Aufrufe
HSG Hanau Osterferien Camp vom 10.04. - 12.04.24
mannschaft-des-jahres-2023.jpg
Bericht
Fr, 08.02.24 - 816 Aufrufe
Wahl zur Mannschaft des Jahres – Wir brauchen Eure Stimme!
HSG Hanau bei der Sportlerwahl des Hanauer Anzeigers mit dabei – Jetzt schnell abstimmen
news-physio-mit-trickkiste.jpg
Pressebericht
Fr, 08.02.24 - 669 Aufrufe
Physiotherapeutin mit großer Trickkiste
Ann-Cathrin Oefner betreut die erste Mannschaft der HSG Hanau
news-hanau-II-heimspiel.jpg
Pressebericht
Fr, 07.02.24 - 411 Aufrufe
Klarer Heimsieg gegen Schlusslicht
HSG Hanau II löst Pflichtaufgabe gegen HSG Großenlüder/Hainzell
news-nachbericht-mehrgenerationentag.JPG
Bericht
Fr, 07.02.24 - 384 Aufrufe
Wieder ein Erfolg: Mehrgenerationentag der HSG Hanau
Verschiedene Altersgruppen in der Main-Kinzig-Halle
news-hsghanau-dutenhofen.JPG
Bericht
Fr, 05.02.24 - 562 Aufrufe
Niederlage im Hessenderby
HSG Hanau kommt gegen Dutenhofen/Münchholzhausen II nicht über 31:34 hinaus

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON